Golden Earring – 2nd LIVE
Um es gleich vorweg zu nehmen: tr ist ein eingefleischter Earring-Freak! Immer noch! Im Ernst, mit jeder weiteren Platte wächst meine Sympathie für die Holländer. Das erste Live-Album wurde von vielen Kritikern verrissen, die Songs seien zu breitgewalzt worden, es treten zu viele Längen auf usw. Dem kann ich zwar ganz und gar nicht zustimmen, ich finde Nummern wie „Mad Love’s Coming“ oder „Vanilla Queen“ rechtfertigen ohne weiteres eine Ausdehnung von zehn oder gar zwölf Minuten, aber das ist wohl Geschmackssache. Jedenfalls enthält 2nd LIVE viele kürzere Stücke und ist im Grunde genommen ein völlig anderes Ding als LIVE I. Ich glaube kaum, daß im Publikum noch viele Cannabis-Jünger saßen, die acht Meilen über den Wolken auf vertrackten Songstrukturen reiten möchten, sondern Kids, die einen mitreißenden, aktionsgeladenen Rock-Act erleben wollen. Genauso hört sich 2nd LIVE nämlich an, das einzige Überbleibsel aus der Hippie-Zeit scheint die z. B. bei „Save Your Skin“ auftauchende Flöte zu sein. Die Songs der ersten drei Seiten stammen überwiegend von den letzten beiden LPs NO PROMISES … NO DEBTS und PRISONER OF THE NIGHT und gefallen mit noch besser als in Studiofassung, da hier auch das letzte Quentchen Popmusik von einem intensiv spürbaren rockigen Feeling verdrängt wurde. Auf Seite vier befinden sich dann u.a. „Buddy Joe* und „Back Home“. Ich finde es sehr bezeichnend, daß von den älteren Nummern gerade diese beiden gewählt wurden, denn sie passen in gewisser Hinsicht in das neue Golden-Earring-Konzept: sie sind rockig, eingängig, gesangsbetont und besitzen vor allem einen treibenden und enorm lebendigen Drive. Nun denn, ihr Polydor-Leute, wann startet endlich die Promotion-Tournee!?!
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