Goldfrapp: Köln, Stadtgarten :: Ätherischer Elektro-Pop

So also sieht modern interpretierte Romantik aus: Der Bühnenhintergrund präsentiert sich als illuminierter Sternenhimmel, Alison Goldfrapp glitzert in einem goldenen Pailettenhemd vor sich hin, und Will Gregory sieht aus wie vorgestellt-. Mit diskussionswürdiger Frisur ist er, bedächtig über allerlei Gerätschaften gebeugt, ganz der Elektro-Nerd, der für sein Leben gern sampelt. Folkloristische Zeitmesser zum Beispiel.“Ich habe einer Kuckucksuhr einen ordentlichen Tritt verpasst, sie zerstört und das Geräusch gesampelt“, verkündete Gregory unlängst, „wer genau hinhört, kann das auf unserer Platte hören.“ Das klingt nach roher Gewalt, ist aber wohl wiederum nichts anderes als – genau: eine sehr moderne Interpretation von Romantik.

Und genau die zelebrieren Coldfrapp nach allen Regeln der eskapistischen Songkunst. Alison Goldfrapp singt ätherisch und zartschmelzend die Lieder von „Felt Mountain“, der Platte mit der kaputten Kuckucksuhr. Drei Mikros hatte sie dafür zur Verfügung, zwei waren stets mit Vocoder und Delay verzerrt, und allerlei altes und neues Instrumentarium – Moog, Melodica, Geige, Sampler und Sequencer – sorgte dafür, dass Goldfrapps Performance zu großem Kino für die Ohren geriet. Eskapismus ist eben dann wunderschön, wenn die orchestralen Vorbilder- Ennio Morricone,John Barry,LaloSchifrin – bei jedem wohlüberlegten Ton durchklingen. Eben dieses Kalkül ist allerdings, bei aller Wärme, die ansonsten in Goldfrapps melodiösem Pop wohnt, auch ein Problem der Band.

Wenn Alison Goldfrapp ihr Goldkehlchen in Songs wie „Lovely Head“ und „Human“ schmachten lässt, leidet sie immer in perfekter Schönheit, ist aber selten leidenschaftlich. Zur Linderung dieses Makels trägt im Zugabenteil die gelungene Cover-Version eines Disco-Klassikers der achtziger Jahre bei: Olivia Newton-Johns „Physical“. Bei dem Song, der mit dem schwer hedonistisch gestrickten Refrain „Let me hear your body talk“ daher kommt, kann man glatt dem Glauben aufsitzen, dass Alison Goldfrapp nicht nur divenhaft transpirieren, sondern auch richtig menschlich schwitzen kann. Was bleibt,sind vor allem zwei Eindrücke. Erstens: Live geht lebendiger. Zweitens: Die Kuckucksuhr ist trotzdem nicht umsonst gestorben.

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