Goodbye Lemon Von Adam Davies
Dass Schweigen keine Lösung ist und Probleme, über die man nicht kommuniziert, nicht aus der Welt verschwinden (im Gegenteil), kriegt, wie wahrscheinlich jeder Mensch irgendwann, auch der Held dieses Buchs zu spüren. Adam Davies, „New York Times“-Blogger und Ex-Literaturdozent, zeigt die Folgen verweigerter Kommunikation in seinem zweiten Roman an einem krassen Beispiel-anschaulich und ergreifend, dabei aber durchaus humorvoll und erzählerisch wie stilistisch mit feiner Ironie. Seit 20 Jahren war Jack Tennant nicht mehr zu Hause bei seinen Eltern. Der tragische Verlust des älteren Bruders, der mit sechs Jahren in einem See ertrank, hat ihn all die Jahre belastet; erschwert wurde der Umgang mit dem Unglück dadurch dass in der Familie nie ein Wort darüber gesprochen wurde. Die Schuldfrage ist ungeklärt, weshalb Jack verzweifelt versuchte, sie für sich zu beantworten, was ohne Erinnerung, Kommunikation, Auseinandersetzung weder leicht noch sinnvoll ist. Nun, auch auf Drängen seiner Freundin, kehrt er ins Elternhaus zurück-sein Vater hat einen Schlaganfall erlitten, kann sich nur noch durch Augenrollen verständigen. Obwohl Jack die Reise nicht antritt, um Antworten zu bekommen-auch was den Grund des langen Schweigens und die Rolle des Vaters in seinem Leben und beim Tod des Bruders angeht-, kommt doch einiges aus Vergangenheit und auch Gegenwart der Familie ans Licht, womit selbst er nicht gerechnet hat …Nach „Froschkönig“ (2007), der derzeit verfilmt wird, hat Davies mit „Goodbye Lemon“ ein angesichts des Themas erstaunlich amüsantes, absurd-witziges, gleichzeitig aber tiefernstes Buch geschrieben, eine ebenso klassische wie untypische Abnabelungsgeschichte, die den Leser durch immer wieder neu aufkommende Fragen, komische Fehlinterpretationen und gelungene stilistische Experimente bis zum Schluss nicht loslässt.
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