Grand Funk

Closer To Home

(1 C 062-80456)

In Flint im Staate Michigan haben sie in der kleinen Konzerthalle der Stadt zum ersten Mal ihren ureigensten Sound „hinausposaunt“. Das war Anfang 1969. Mittlerweile ist ihr drittes Album „Closer To Home“ auch bei uns in Deutschland zu haben. Leider zu spät. Denn viele werden sich jetzt schon für Album Nummer 4 „Grand Funk Live“ entschieden haben. Trotz dieser Misere finde ich Album Nr. 3 nicht weniger effektvoll Mit den Gesangseinlagen, mal einzeln, mal im Trio, oder durch einen Chor verstärkt, dargeboten, ist man recht sparsam. Was einem da mit höchstem Gespür für Wirksamkeit in die Ohren geflüstert und gebrüllt wird, ist nicht gerade umwerfend. Umwerfend ist aber der instrumentelle Sound, der sich von den gesanglichen Qualitäten des Trios entfernt, wie eine Atlas Agene nach erfolgreichem Countdown. Mark Farner, guitar, der alle acht Titel komponiert und getextet hat, ist der Antrieb, der mit immer neuen Solis die Maschine auf Touren hält. Dass es wirklich nötig ist, beweist auf Seite 2 der Titel „Hooked On Love“. Man muss schon Hard-Rock-Lappalien über Bord werfen, um eine Strecke von über 7 Minuten ohne musikalisch zu verdursten über Distanz zu bringen. Mark Farner und hier ist man ohne Zweifel, schafft es. Und er beweist sogar im nächsten Track, dass das nur ein Anfang war. Dass es für ihn keine sonderliche Anstrengung bedeutet, auch 10 Minuten so zu gestalten, dass man nicht schon nach 5 Minuten von Müdigkeit überfallen wird. Trotz dieser Tatsachen kann man die anderen oeiden, Mel Schacher, bass, und Don Brewer, drums, nichi ausser Acht lassen. Wie schon oben erwähnt, ist Mark Farner die treibende Kraft, aber nient der Motor, den schliesslich alle darstellen, im 10 Mtnuten-Stück „l’m Your Captain“ wird diese Angleichung recht deutlich. Jeder spielt den Titel mit dem Gefühl, sich bei seinen solistischen Eskapaden auf die anderen voll und ganz verlassen zu können. Durch die am Ende des Stückes immer währende Wiederholung „l’m getting closer to my home“ bekommt dieser Titel seine Eindringlichkeit, wirkt aber nicht eintönig. Mark Farner’s Gitarre, sowie viele Streicher entwickeln solch unterschiedliche Temperamente, dass von Eintönigkeit nicht mehr die Rede sein kann. Der Titel „I Don’t Have To Sing The Blues“ ist dem Bassisten Mel Schacher so eng auf den Leib geschneidert worden, dass er nicht mehr viel Bewegungsfreiheit hat Ein einfallsreicher Kontrast bietet sich in der Stimme von Don Brewer. Klarer und gelöster kann es gar nicht mehr gehen, denn bei der nächsten Steigerung würde die Stimme umkippen und ihre Ausdrucksfreude vermissen lassen. „Sin’s A Good Man’s Brother“ auf Seite 1 erstes Stück ist Hard-Rock mit Gütesiegel. Ein kompakter Rhythmusteppich, der durch überlegte Solis von Gitarre und Bass immer wieder aufgelockert wird, vermittelt mir die Intensität einer auf Volldampf laufenden Maschine. Und weil es beim ersten Titel so gut geklappt hat, versucht man unter den gleichen Grundbedingungen bei Stück Nr. 2 „Aimless Lady“ das Ganze noch einmal. Enttäuscht ist man durch diese Fortsetzung keineswegs, auch wenn dieser Grundfaden fast auf der ganzen 1. Seite beibehalten wird. Die Musik von „Grand Funk“ ist viel zu differenziert, die solistischen Enfälle zu handfest, um darüber schlecht zu urteilen. Weitere Titel: „Nothing Is The Same“, „Mean Mistreater“, „Get It Together“.