Grateful Dead
Wake of The Flood
Rhino (Warner)
Mit dem Namen Grateful Dead verbinden ältere Rock-Freaks nicht nur den Namen einer Band oder einen Stil, sondern eine ganze (enorm wichtige) Phase der Rockmusikentwicklung. Sie und ein paar andere Gruppen schufen einst das, was heute unter dem Begriff ‚West Coast‘ klassifiziert und verkauft wird. Sie sind eine vielköpfige Familie, die sich im Laufe der Jahre stark veränderte, was Leben und Musik betrifft. Vom fast reinen Rock ’n‘ Roll über die Acid-Musik bis hin zum authentischen Country führte ihr Weg. Er richtete sich in seiner Wandlung aber nicht an jeweiligen Modewellen aus (er formte sie z.T. sogar erst), sondern der Wandel beruhte einzig und allein auf der jeweiligen Bewusstseinsstufe der Dead-Mitglieder. So kamen sie dann eben mit der Zeit zur gefühlsbetonten (fast zu gefühlsbetonten) Countrymusik. Die meisten Kritiker schrieben sie bei Beginn deser Phase ab (und hatten nicht ganz Unrecht). Doch dieses neue Album lässt neue Hoffnung erstrahlen. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen waren ihre letzten 6 Platten geschenkt und fade. Natürlich bestimmt auch heute noch der Country ihre Musik (‚Mississippi half…‘ und ‚Row Jimmy‘), aber ab und zu tauchen wieder erste, spritzige Jazzparts auf. Gitarrengott Garcia gibt sich leider nur selten die Ehre eines seiner berühmt-berüchtigten Soli loszulassen. ‚Here comes sunshine‘ ist nicht ganz so pseudo-heilig wie einige George Harrison Nummern. Verdammt, ich kann mir nicht helfen, aber diese emotionslose Stimme geht mir mächtig auf den Wecker!!! Musikalisch ist mal wieder alles perfekt – ein Zusammenspiel … einfach unfassbar. Und der Bass … woouhh! ‚Let me sing …‘ und ‚Weather Report Part II‘ sind die Hoffnungsfunken, von denen ich sprach und an die ich mich klammere. Obwohl alle anderen Stücke ebenso auf Garcias Solo-LP oder auf einer der letzten Deadplatten sein könnten, ist da etwas, dass einen hoffen lässt. Es ist da, auch wenn ich’s nicht genau definieren kann …