Gregor Hilden – Westcoast Blues

Gitarrist macht Album – klar, schon gehen alle zur Hovercraft-Kritik über. Kein Wunder, selbstverliebte Nabelschauen á la Satriani haben die geneigte Hörerschaft nachhaltig verschreckt. Wer braucht schon Höherschneller-weiter-Demonstrationen ohne musikalischen Nährwert? Und hier genau kommen wir auf Gregor Hilden zu sprechen: Eine der herausragenden Qualitäten seines WESTCOAST BLUES ist schlicht, daß man das Album durchhören kann, ohne dauernd den tollen Gitarristen bewundern zu müssen. Er fällt nämlich nicht auf-seine großes Können träufelt er dezent in die 15 Songs. Zwar nicht ganz frei von Eitelkeiten, aber das wird ihm niemand verdenken – große Instrumentalisten müssen eitel sein.Trotzdem umschifft Hilden gekonnt die Klippe kraftmeiernder Selbstdarstellung. Für Gitarren-Gourmets gibt’s eh genügend doppelte Saiten-Salti mit eingedrehtem Fingerachsel zu bewundern. Aber im Vordergrund stehen klar die Songs mit ihren geschmackvollen und unprätentiösen Arrangements. Für vier Stücke engagierte Hilden die New Yorker Sängerin Fay Victor, die der Sache vokalen Glanz verleiht. Wenn es überhaupt etwas zu mäkeln gibt, dann das manchmal sehr verhalten glimmende Feuer. Unterm Strich ist WESTCOAST BLUES ein sehr persönliches Destillat mit feinen Prisen aus Blues, Jazz und Rock. Anheimelnd melancholische Instrumentals, dazu eine handvoll unterkühlter Bar-Balladen-schöne Musik, ganz und gar nicht gitarristisch. Was ließe sich besseres über eine Gitarristen-Platte sagen?