Gry – Public Recording
Wenn Musiker eine neue Platte aufnehmen wollen, ziehen sie sich normalerweise in die Ruhe und Abgeschiedenheit eines Aufnahmeraums zurück. Sie begeben sich in Studioklausur, weil sie dort nicht durch Einwirkungen von außen abgelenkt werden und sich voll auf die Arbeit konzentrieren können. Nicht so Gry und FM Einheit. Statt sich abzuschotten, haben sie im Februar fast vier Wochen lang im Münchener Marstall-Theater jeden interessierten Menschen am PUBLIC RECORDING teilhaben lassen. Tag für Tag gingen die Vokalistin aus Dänemark und der ehemalige Schlagwerker von Abwärts und den Einstürzenden Neubauten mit ihrer Band (Sjang Coenen, Alexander Hacke, Saskia von Klitzing) ins Musiklabor und bastelten dort vor willkommenen Zaungästen an Versuchsanordnungen aus Klängen, Geräuschen und Rhythmen. Wechselnde Gäste wie Meret Becker, Caspar Brötzmann, Aether, Nicolas Anatol ßaginsky (Erbauer von Musikrobotern), Chrislo Haas, Pan Sonic, Funkstörung und Terranova schauten ebenfalls vorbei und brachten eigene Ideen ein. Jetzt liegt das in Polycarbonat gepresste Resultat der ungewöhnlichen Production Performance vor. Was die Künstler in aller Öffentlichkeit produzierten, besticht auf Platte mit einem luftigen Live-Charakter und deckt ein Stilspektrum von sphärischen Sound-Scapes („Pop“) über Elektronik-Experimente („Rocket“) und verfremdeten Dixieland-Jazz („Princess Crocodile“) bis zur Geräuschcollage („Cocktailism“) ab. Ein Höhepunkt dieser höchst spannenden und gelungenen Veröffentlichung ist die Cover-Version von Lee Hazlewoods Klassiker „Summerwine“. Sein Oldie wurde im Verlaufe des ungwöhnlichen Projektes genüsslich durch den Avantgarde-Wolf gedreht. Kurzum: Experiment geglückt!
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