Günter Amendt :: Back to the Sixties: Bob Dylan zum Sechzigsten

Aufsatzsammlung: Spannendes und Erhellendes aus der Feder eines Kenners.

Auch wenn man sich manchmal wünscht, es möge ein Wunder geschehen und ein des Schreibens fähiger Zeitgenosse so völlig außerhalb des Kreises der üblichen Verdächtigen würde plötzlich ein paar ungewöhnliche Gedanken zu Bob Dylan absondern: Unerwartetetes wie die kürzlich erschienene Eloge von BDI-Boss Hans-Olaf Henkel (in der Financial Times Deutschland – the times, they are really a-changin’…) bleibt die Ausnahme, obwohl es doch gerade diese Mann-beisst-Hund-Geschichten sind, die man bei einem Zeitgenossen, über den praktisch schon alles geschrieben wurde, am liebsten liest.

So sind wir, und das soll beileibe keine Kritik an diesem hochkompetenten Dylan-Kenner sein, in Deutschland seit Jahren auf Günter Amendt angewiesen, sieht man von den Übersetzungen und One-Off-Veröffentlichungen wie Willi Winklers etwas eitlem „Bob Dylan – Ein Leben“ einmal ab. In „Back To The Sixties“ presst Amendt seine gesammelten Gedanken zu Bob Dylan wieder einmal zwischen zwei Buchdeckel, wiederholt vieles, was er bereits in früheren Aufsatzsammlungen wie „Reunion Sundown“ (1985) oder „The Never Ending Tour“ (1991) gesagt hat, fügt aber auch wesentliche Teile zur Dylan-Rezeption der letzten zehn Jahre hinzu. Was diese 160 Seiten lesenswert macht, ist die deutlich zu spürende deutsche (oder: europäische) Perspektive, die sich immer wieder zwischen den Zeilen ausdrückt, sei es in der Schilderung der 1978er Deutschland-Konzerte oder bei der Bewertung des Dylan-Auftritts vor dem Papst im Jahr 1997. Dass das Buch frecherweise erst 1978 anfängt und die Zeit davor den Historikern überläßt, macht es besonders interessant. Keine Frage: Amendt ist spannend zu lesen. Wenn der Korrekturleser auch noch hellwach gewesen wäre, könnten alle zufrieden sein. -» www.mediumbooks.com