Guillemots – RED

Die englische Musikpresse läuft Amok: Endlich wieder eine Multikulti-Truppe! Und dann noch mit aufreizender Bassistin sowie ultra-hippen Freunden vom Kaliber Damien Rice, Snow Patrol, Rufus Wainwright und Get Cape. Wear Cape. Fly, Was schon reicht, um den nächsten Hype vom Zaun zu brechen. Dabei gibt die Musik eher wenig Anlass zur Begeisterung-es sei denn, Mann/Frau ist Mitte/Ende40, trägt noch Vanilla-Hosen, schrille Sakkos und Popper-Haarschnitt und ist auch musikalisch komplett stehen geblieben. Dann ist das zweite Album der Guillemots natürlich der heißeste Scheiß seit Spandau Ballet und Culture Club. Ansonsten klingen die vier genauso merkwürdig wie die rare Vogelart, nach der sie sich benannt haben -der schottischen Trottellumme. Was mit dem Opener“Kriss Kross“, einem düsteren Mix aus Post-Punk, arabesken Streichern und Manic-Street-Preachers-Gesang einigermaßen spannend beginnt, erweist sich kurz darauf als lupenreine 80s Hommage. Da zelebrieren sie eleganten Pathos-Pop der Marke Duran Duran („Big Dog“), intonieren gefühlvolle Leisetreter in Wham!-Manier(„Falling Out Of Reach“), lassen den alten Korg-Synthesizer aufheulen („Get Over It“) und vergehen sich an Level 42, Then Jericho, ABC,Cock Robin und Fiction Factory-inklusive Eunuchen-Gesang. Alles Künstler, die man längst verdrängt und auch gar nicht vermisst hat und die heute für eine Handvoll Pfund bei irgendwelchen Nostalgie-Veranstaltungen aufspielen. Da könnten die Guillemots glatt das Vorprogramm bestreiten. VÖ:2.5.

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