Gun Club – Vier Re-Releases

Dem Zahn der Zeit trotzen nur die Besten und die Seltsamen. So verwundert es kaum, daß viele aktuelle Bands mit einem „The“ im Namen dem genialen, skurrilen, extrem schwierigen Charakter Jeffrey Lee Pierce einiges an Bedeutung beimessen – Authentizität, Originalität, Innovation und Punkethos ziehen nicht nur Außenseiter in den Bann. Da kommt es gelegen, daß das Frühwerk des einstigen 1. Vorsitzenden des Blondie-Fanclubs in Los Angeles – wenn auch nur als UK-Import – in digital aufbereiteter Form vorliegt. Noch bevor das gar nicht genug lobzupreisende Debüt FIRE OF LOVE 1981 veröffentlicht wurde, machte Gitarrist Kid Congo Ward Dodson Platz, um sein Glück bei The Cramps zu suchen. Kompromißlos kreuzt sich Post-Punk mit Delta-Blues, wird mit „Sex Speed“ der erste Underground-Hit eingefahren und eine eindrucksvolle Version von Robert Johnsons „Preaching The Blues“ zelebriert. Wesentlich entspannter und ausgefeilter präsentiert sich ein Jahr später MIAMI, produziert von Blondie-Gitarrist Chris Stein. „Watermelon Man“, „A Devil In The Woods“, „Texas Serenade“, aber auch das Traditional „John Hardy“ und das CCR-Cover „Run Through The Jungle“ lassen sich jenem Genre zuschreiben, das Ryan Adams später so richtig populär machte: Americana. Der als offizielles Bootleg erschienene Konzertmitschnitt DEATH PARTY [1983] dokumentiert die Bühnenenergie der frühen Jahre, enthält mit einer zehnminütigen Version von John Couranes „A Love Supreme“ ein eindrucksvolles Beispiel ausladenden Jazzcores sowie diverse skurrile Belege für Pierces Todessehnsucht, die sich am 31. März 1996 tragischerweise erfüllen sollte. Ende 1982 ersetzte das spätere Sisters-Of-Mercy-Mitglied Patricia Morrison Rob Ritter, und Kid Congo Powers kehrte zurück. In dieser wohl besten Besetzung der Band entstand 1984 THE LAS VEGAS STORY, eine musikalische Tour de Force durch die Welt der Magie, auf der sich Interpretationen von Pharaoh Sanders‘ „The Creator Has A Masterplan“ und Gershwins „My Man’s Gone Now“ befinden. Pierce wirkt mit seinem charismatischen Gesangsstil, verbunden mit Powers‘ hypnotischen Grooves, wie ein Voodoo-Hohepriester bei einer magischen Beschwörung in den Sümpfen Louisianas.

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