Halb – Ad Similis
Country in der Großstadt! Noch dazu in Berlin. Geht das überhaupt? Klar, am Ende des Milleniums geht doch alles. Nachdem sich bereits FSK und zuletzt Fink mit ihren deutschen Texten mutig dem Dreigestirn aus Einsamkeit, Pedal Steel und Cowboystiefeln entgegenstellten, nimmt es jetzt auch Hermann Halb-früher mal als Herman Hermann bei den Lassie Singers aktiv – mit den Johnny Cashs und Hank Williams‘ dieser Welt auf. Glücklicherweise auf seine Art. Nachdem er vor ein paar Jahren bereits den Prince-Song „Kiss“ auf wunderbare Weise durch den Country-Wolf drehte, nähert er sich diesmal in seinem Wohnzimmer mit einer knarzigen Mischung aus Geräuschcollagen und traurig-scheppernden Country-Adaptionen den Großmeistern des Genres. Das klingt dann in etwa 50, als ob sich die Einstürzenden Neubauten mit Souled American nachts um zwei in einer Kreuzberger Kneipe einen offenen Schlagabtausch liefern würden, wobei die Jungs aus Amiland knapp als Sieger hervorgehen. Jemand hat einmal gesagt, Country sei die Soulmusik der Weißen Leute, weil sie von Herzen käme. Wenn dem so ist, dann hat Hermann ein verdammt schweres Herz. Jedenfalls hat die Welt wohl noch keine so hoffnungslose Version von Hank Williams‘ „I’m So Lonesome I Could Cry“ gehört.
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