Hard rock/Heavy metal

Amerikas neuestes Star-Ensemble Alcatrazz wird noch eine Weile brauchen, um einen eigenen Stil zu finden. Trotz klangvoller Namen wie Graham „Have a drink on me“ Bonnet mit seiner unnachahmlichen Whiskey-Röhre, den beiden ehemaligen New England-Leuten Jimmy Waldo (Keyboards) und Gary Shea (Baß), Jan Uvena (Drums) sowie der schwedischen Geheimwaffe Yngwie Malmsteen an der Gitarre sind sie auf NO PAROLE FROM ROCK N‘ ROLL (Rocshire Rec. XR 22016/IMS) nur selten in der Lage, den handelsüblichen AOR-Mainstream-Pfad zu verlassen und musikalisches Neuland zu betreten. Bonnets dominanter Gesang gleitet einfach zu oft ins Operettenhafte ab, und Malmsteen’s klassisch inspiriertes Spiel verrät zwar die gute Schule eines Michael Schenker („General Hospital“) und Ritchie Blackmore („Too Young To Die, Too Drunk To Live“), ist auf Dauer jedoch ohne Konzept. Schnelligkeit und halsbrecherische Wirbel auf sechs Saiten können dieses Manko kaum verdecken. (3)

Sie haben es oft versucht und eigentlich nie richtig geschafft. Und dennoch sind Riot aus USA eine der wenigen Bands, die sich selbst immer treu geblieben sind. Ihr Hardrock auf BORN IN AMERICA (Zyx Rec. 45001), bereits 1983 veröffentlicht, hat in allen zehn Songs das gewisse Etwas, den Biß und die Reife und auch die Ironie, mit der im Titelsong der Traum von Amerikas Größe aufs Korn genommen wird. Sänger Rhett Forrester und Gesellen beten die Litanei des Hard ’n‘ Heavy nicht einfach wahllos herunter, sondern spielen mit Verstand und Gefühl. (4)

Über blutrünstige Cover läßt sich nicht streiten. Sie sind und bleiben Schwachsinn, auch wenn die jeweilige Band – in diesem Fall Anthrax aus New York – dabei die besten Absichten gehabt haben mag. Die zumindest kann man ihrer LP FIST-FUL OF METAL (Music For Nations MFN 14; Groovers Paradise/Wishbone/Roadrunner/Boots) nicht ganz absprechen. Mit purem Heavy Metal der aggressivsten Art, dazu einem Sänger, der sich durch das Material beißt und bellt, und etlichen Elektro-Schocks aus zwei Gitarren wagt man sich selbst an eine Cover-Version von Alice Coopers Evergreen „l’m Eighteen“ und besteht die Probe. (3)

Japans überragende Hardrockband Loudness ist wohl jedem ein Begriff für Qualität und fernöstliche Eleganz. Nach drei regulären Studio-Alben (die vierte ist bereits im Kasten) und einem Solo-Trip ihres Gitarristen Akira Takasaki kommt man diesmal live, mit LIVE-LOUD-ALIVE LOUDNESS IN TOKYO (Roadrunner RR 9863; Boots/Wishbone). Klassisches Strandgut als Muntermacher, ein Ausschnitt aus „The Planets“ von Holst, eröffnet die eindrucksvolle Zeremonie. Ehe sich dann ein wahrer Taifun über volle vier Seiten entlädt. (5)

„We Are Manowar. We Are Invincible. Death To False Metal, Hail To England“ unter diesem Motto steht die aktuelle LP HAIL TO ENGLAND (Roadrunner RR 9865; Boots/Wishbone, Groovers Paradise) der Amerikaner Manowar. Sie danken den Engländern und Europäern (denn nur dort ist das Album erschienen) auf ihre Art für das große Interesse an der Band. Doch dieser Geste folgen kaum Taten. Niemand wird vor diesem biederen Handwerk, verziert mit allerlei Chorälen Passagen und Joe DeMaios Übungen auf dem String-Baß, in die Knie gehen. (2)

Mit Lisa Price und ihrem PRICELESS (Mercury MEP 321/IMS) stellt sich ein weiteres Talent aus Kanadas Damenriege vor. Ihre attraktive Stimme und der angenehme Powerrock der Backing-Band, rank und schlank im Zuschnitt, ohne aufwendige Extras, ergänzen sich gut und sorgen für eine jederzeit relaxte Stimmung. (3)

Auf ihrer zweiten LP POWER-GAMES (CBS 25819/IMS) lassen 1 die Schweden 220 Volt an vielen Stellen gerade die versprochene 5 Power vermissen. Gleichförmig und ganz auf Wirkung bedacht, verlieren die Kompositionen viel von ihrer ursprünglichen Kraft. (3)

Aus hiesigen Landen sind es Warlock und BURNING THE WITCHES (Skull 8325/Corona), ihre Vinyl-Premiere, die den Großen Paroli bieten. Das Quintett um die Sängerin Dorothee Pesch beherrscht trotz gewisser Abstriche den Countdown, das richtige Verhältnis von Action, Spannung und Überraschungen in den meisten Songs. (4)