Hardrock
Ein Comeback in black? Oder vielleicht gar mit Pauken und Trompeten? Diese Frage beschäftigte den Black Sabbath-Clan schon seit längerem. Immerhin hatten die Oldtimer große Probleme, einen kompetenten Frontman und Sänger zu rinden. Und nicht genug damit — auch Original-Bassist Geezer Butler machte sich schließlich aus dem Staub.
Am Ende blieb nur noch Gitarrist Tony lommi, der die Fahne des einstigen Heavy Metal-Empires hochhielt und inzwischen eine neue Crew um sich geschart hat. Folglich tragt das neue Album denn auch den Namen:
Black Sabbath Featuring Tony Iommi -— während der eigentliche Titel,SEVENTH STAR (Phonogram), eher klein auf dem Cover steht.
Wie dem auch sei, die Liste der Mi(e)tmusiker zumindest verspricht einiges: Der Ex-Deep Purple, Hughes/ Thrall und zuletzt erst von Gary Moore geschaßte Glen Hughes als Sänger, Eric Singer on drums, Bassist Dave Spitz und Geoff Nichols an den Tasten.
Ihr Einfluß ist auf Anhieb hörbar. Das stilistische Spektrum der insgesamt neun Songs fällt jedenfalls wesentlich reichhaltiger als sonst aus. Noch immer heavy und bestimmt, doch weniger dumpf und plan im Spiel, zeigen sie einen deutlichen Hang zu mehr Abwechslung und Farbe. Schon der Opener, „In For The Kill“, mit Hughes‘ alles überragendem Gesang und lommis erstaunlich wendigen Riffs ist ein wahrer Genuß.
Wenn auch ein Song wie „No Stranger To Love“ mitunter stark an Gary Moore oder etwa „Turn To Stone“ an Deep Purple erinnern, überspielt die Band diese Anleihen doch immer wieder mit Leichtigkeit und bewahrt sich so ihre ganz und gar eigene Hardrock-Linie. (5)
Eine Überraschung in zweierlei Hinsicht ist das neueste Werk der amerikanischen Youngster Annored Saint. Zum einen hat man sich nach den Aufnahmen von Original-Gitarrero Phil Sandoval getrennt. Er ist auf DELIRIOUS NOMAD (Ariola) noch ein letztes Mal als Co-Autor von vier der insgesamt zehn Songs und an der Gitarre vertreten.
Andererseits demonstriert man — dank Max Normans Produktion — endlich die Stärken, die auf dem Erstling MARCH OF THE SAINT nur häppchenweise in Erscheinung traten: Bei aller Härte und ungehobelten Dynamik einen ausgeprägten Sinn für Melodien.
Man geht mit Macht ins Rennen, Sänger John Bush zieht lautstark vom Leder, Gitarren und die Rhythm Section treiben und peitschen — das alles aber klingt jederzeit kontrolliert und frisch, driftet nie in den üblichen Riff-Gesang-Riff-Einheitsbrei ab. Im Gegenteil, mit DELIRIOUS haben die Saints jedenfalls einen Trumpf in der Hand, der immer sticht. (4)
Eine Premiere in kleinen Schritten. Diesem Motto haben sich offensichtlich die Newcomer aus Hannover, Zeno, mit ihrem I.ling (EMI) verschrieben. Denn obwohl das Demo schon seit Mitte ’84 unter Insidern kursierte und mit Lobeshymnen bedacht wurde, die anschließenden Aufnahmen plus Mix fast ein ganzes Jahr in Anspruch genommen haben, liegt erst jetzt das Resultat ihrer Arbeit auf Vinyl vor. Dabei sind die Erwartungen an Sänger Michael Flexig, Ule Winsomie Ritgen und Jochen Roth (Baß und Gitarre) so hoch geschnellt, daß man um ihren ad-hoc-Erfolg bald fürchten muß.
Nichts zu fürchten gibt es dagegen auf musikalischer Seite. Das Trio, das sich im Studio durch so illustre Größen wie Stuart Elliot und Chuck Bürgi on drums, Carl Marsh am Fairlight und Don Airey (Keyboards) verstärkt hatte, beherrscht das Einmaleins des „melodic rock“ auf seine Weise.
Vor allem die straffen Arrangements sind es, die das Album aus der Heerschar gleichartiger Angebote herausragen lassen. Sämtliche 11 Songs mit einer Spielzeit von 45 (!) Minuten haben Hand und Fuß, sprich Stil -— und zwar einen eigenen.
Harte, von Gitarre/Baß forcierte Passagen wechseln mit besinnlichen, in denen Flexig seine Stimme bis in die höchste Lage ausreizen kann. Einziges Manko: Das Album wirkt trotz aller Geschlossenheit manchmal überproduziert. Deshalb: (4)
Ohne Worte: Fastway mit WAITING FOR THE ROAR (CBS): (3); Kick Axe mit WELCOME TO THE CLUB (CBS): (2)
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