Hardrock

Eine butterweiche Flanke auf den Kopf von Sänger Donnie van Zant, der verlängert — und schon liegt die Nille im Netz, soll heißen, stürmt der Hit in die Charts. So geschehen mit „Somebody Like You“, dem Opener des neuen 38 Special-Albums. STRENGTH IN NUMBERS (A&M’DGG). Immer leicht und locker, nur keine Hektik, gehen Donnie und sein Team ans Werk, spielen sich routiniert die Bälle zu -— eine Prise Schmalz fürs Gemüt hier, ein paar fetzige Riffs dort und dazwischen stets der erdige Drive der beiden Drummer. Steve Brookins und Jack Grondin. So schön kann AOR-Ruck mit Hit-Potenz sein. Schließlich wissen die Südstaatler, was man (nicht nur) amerikanischen Ohren heutzutage schuldig ist.

Vom ehemals rotzigen Southern Rock, Marke Lynyrd Skynyrd und Nachfolger, sind in den zehn Songs allerdings nur noch Spurenelemente zu hören. Dafür scheint die Mainstream-Sonne aber um so stärker. Eingängige Melodien, wie man sie sonst eher von West Coast-Combos a la Journey gewohnt ist, sind hier Trumpf. Ein Rock ’n‘ Pop-Album für viele Stunden voller Muße. (4)

Nun hat’s auch die Aussies erwischt. AC/DC, die Grandseigneure des Hardrocks, trafen den Horror-König Stephen King. Und das Ergebnis dieser ungewöhnlichen Liaison? „Maximum Overdrive“, so der Titel des Streifens, zu dem Angus & Co. den Soundtrack WHO MADE WHO (WEA) liefern. Ein Potpourri aus alten, will sagen klassischen Songs wie „Hells Bells“, „You Shook Me All Night Long“ oder „For Those About To Rock (We Salute You)“ und drei taufrischen, nämlich „Who Made Who“, „D.T.“ und „Chase The Ace“, macht dies Album zu einem Muß für alle Fans des Starkstromtypischen Rhythm ’n‘ Blues.

Langsam, aber sicher treiben die Fünf den Spannungshebel in die Höhe. Vor allem bei den drei Neuen, davon zwei Instrumentals, glänzt Angus Young einmal mehr durch seinen sparsam-trockenen, „back to the roots“-Gitarrenstil. (4) Allein der Name läßt viele schon aufhorchen: Rhoads, die Band von Kelle, dem Bruder des verstorbenen Ozzy-Gitarristen Randy Rhoads. Doch damit sind etwaige Ähnlichkeiten auch schon erschöpft. Nicht nur, daß Kelle im Unterschied zu Randy ausschließlich das Mikro bedient, auch stilistisch bewegt sich ihr Debüt-Album INTO THE FUTURE (Chesser Music/Intercord) auf einem anderen Terrain.

Statt virtuoser Gitarrenakrobatik und sonstigen solistischen Ausflügen sucht das Quintett sein Heil in der Geschlossenheit, in runden, wenn möglich kompakten Songs, zehn an der Zahl, die aber dennoch nicht so recht zünden wollen. Vieles bleibt Stückwerk, tritt auf der Stelle und klingt so plan, als habe man die Energie-Ausbrüche der Neulinge bewußt an die Leine gelegt und noch nachtraglich glatt gebügelt. Da hilft es nur wenig, wenn namentlich Gitarrist John Goodwin. zugleich der Songwriter der Band, die Attacken reitet, die Kompositionen aber hinken und stottern und damit etnen Mangel an Originalität offenbaren. Etwas mehr Linie und ausgereifte Ideen hätten ihnen wirklich nicht geschadet. Dann könnte ihr L.A.-Hardrock nämlich die internationale Prüfung durchaus bestehen. So aber nur: (3)

Es knistert noch immer im Lager der Speedis. Wie sehr, beweist das Kompilation-Album SPEED K1LLS II (Under One Flag/lntercord).

Ein eindrucksvolles Stelldichein mit den neuen Schnellen im Heavy Metal: Anthrax, Razor, Bathon, Whiplash, aber auch aus deutschen Landen, Helloween, Living Death, Iron Angel oder Sodom, sind auf diesem Vinyl-lnferno vertreten.

Das dröhnt und donnert, scheppert und schallt fast wie am Tag des Jüngsten Gerichts: Deshalb: Halbe Lautstärke! Der Nachbar wird’s ihnen danken. (3)

Und schnell geht’s weiter — mit den Speed-Königen. Metallica, die sich mit einem Song namens „Disposable Heroes“ (von’MASTER OF PUPPETS) an dem stilistisch sonst so bunten Treiben auf BEYOND METAL ZONE (Music For Nations Intercord) beteiligen. Das reicht von den amerikanischen Savatage und „Holocaust“ über Legs Diamond mit zwei Songs bis hin zu einem Oldie wie Robin Trower, oder den jungen Wilden aus Kanada. Excher, und deren Hymne auf die Starken unter uns. „Breakdown The Walls“. Ein Doppel-Album nicht nur für Metal-Freaks. (4)