Hardrock

Gute Gitarristen gibt es wie Sand am Meer. Ständig drängen mehr auf den Markt der Eitelkeiten, um sich in einer wahren „battle of speed“ zu profilieren – vor allem in den Staaten, wo fast jeder zweite schon mit Höllentempo übers Griffbrett in die nächste Umlaufbbahn schießt. Stilisten, die auf die richtige Dosierung von Technik und Gefühl achten, sind dagegen rar gesät.

Einer dieser Ausnahmen ist Adrian Vandenberg, Headmaster der nach ihm benannten Hardrock-Band. Der Holländer zeichnet auch auf Alibi (WEA 790 295-1), dem dritten Wurf des Quartetts, wieder für sämtliche zehn Titel verantwortlich. Doch im Unterschied zu den umjubelten Schnellfingern wie Malmsteen & Co. besitzt er ein Talent, das nicht mit Gold noch Geld aufzuwiegen ist. Er kann nämlich komponieren, echte Songs schreiben und inszenieren.

Wo andere kleckern oder klotzen, spinnen er und seine Mannen unbeirrbar kommerzielle Fäden, verbinden Anleihen bei Foreigner („Once In A Lifetime“), AC/DC oder Rainbow zu einem durchweg eigenständigen Mosaik voller Witz, Wucht und allerhand akustischer Extras.

Die Vier jedenfalls haben den Bogen raus. Sei es die stets wohltemperierte Stimme von Bert Heerink, die sich in den Balladen suhlt, um bei „Pedal To The Metal“ und „Fighting Against The World“ gleich wieder für Volldampf zu sorgen – oder Adrians raffiniert-eingängiges Spiel, die eigentliche Sahne auf dieser schweren Hardrock-Herren-Torte. Don ‚t miss it! (5) Wenn es um Skandal und Spektakel geht, ist Blackie Lawless der erste, der seine Stimme erhebt. Der Bassist, Initiator, Songwriter unnd Kulissenschieber des HM setzt gemeinsam mit seinen bösen Buben W.A.S.P auch musikalisch gern auf die Schock-Therapie. Man erinnere sich nur an das garstige und viel umstrittene „Animal.. .(Like A) Beast“,das empörte Eltern ebenso wie Sittenwächter der „Moral Majority“ nebst sonstigen Saubermännern auf den Plan rief.

Davon kann nun nicht mehr die Rede sein. Ihr aktueller Longplayer The Last Command (EMI 1A 064-240429-1) unterstreicht vielmehr, daß die Brüder auch musikalisch durchaus ihren Mann stehen, daß sie den obszönen Sprechblasen endlich Taten folgen lassen.

Die ungestüme „live or let die“ Taktik, das monotone Walzen in den Songs, das Hauruck-Strickmuster gehört endgültig der Vergangenheit an. Ein Song wie „Blind In Texas“ mit seiner klassischen 4/4 Rhythm & Blues-Hookline oder das einfühlsame „Running Wild In The Streets“ sind nur zwei Beispiele von insgesamt zehn, die zeigen, daß Boß Blackie plus Band ihre Lektion in punkto Abwechslung und Spannung gelernt haben. Auch wenn dem Ganzen der große Glanz und die Originalität nach wie vor fehlt.(3) Sein Name dürfte zumindest alten UFO-Fans noch geläufig sein – Danny Peyronel, der zu Michael Schenkers Zeiten im Phil Mogg-Clan die Tasten drückte. Seitdem war es still um den Engländer. Neuerdings versucht er sich nun als Sänger und Keyboarder von Tarzen, (WEA 790 277-1) einer britisch-spanischen Formation, in der sein Bruder Michel die Drums bedient. Soweit so gut.

Daß aber selbst in diesem traditionellen Metier Erfahrungen allein bei weitem nicht genügen, wird schnell deutlich, wenn man ihr Debüt aufmerksam verfolgt. Da wird kräftig gehobelt, auf daß die Späne fliegen, ein Riff jagt das nächste, bis man zuletzt nicht mehr weiß, wo der eine Song beginnt und der andere aufhört. Nahtlos, ohne jeglichen Akzent, reihen sich die Klischees aneinander und trüben so die gut gemeinten Ansätze. (2) Toto meets Dokken in Schweden – denn von dort kommen die jungen Nordlichter Madison, die mit ihrer Vinyl-Premiere Diamond Mistress (SPV) unverkennbar auf den Pfaden der amerikanischen Megas wandeln. Und das mit Schmackes und Drive und einer spielerischen Intelligenz, die das Album schon jetzt aus der Masse ähnlicher Heavy-Rock-Mainstream-Produkte hervorragen läßt. Ohne jeden Respekt vor großen Namen und voll unbändiger Energien stürmen die Fünf in die Songs, legen mitunter noch einen Zahn zu, ehe das Furioso dann langsam ausklingt. Ein bemerkenswerter Streich, der allemal unter die Haut geht. (4) Ohne Worte: Tyran Pace mit LOong Live Metal (SPV 08-1689): (3); Tyrant mit Llegions Of The Dead(SPV), knapp: (4); Piledriver mit Metal Inquisition (SPV): (2)