Hashisheen – The End Of Law
Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt. Der Turm zu Babel ist höher als das World Trade Center,drumherum zirkeln Geisterbeschwörer, Mystiker und Murmler und saugen alles an sich, was keinen Halt und keine Richtung hat. Eine Gruppe von tanzenden, wild gestikulierenden oder bedeutungsvoll stierenden Menschen, die ständig größer wird. Besonders populär natürlich sind Stimmen aus fremden Ethnien -je exotischer desto besser. Hassan-I-Sabbah ein legendärer persischer Fürst, der durch selbsterklärte Göttlichkeit Terror verbreitete, wäre ein besonders enigmatischer Führer. Seiner Geschichte und seinen Geschichen verfallen war jedenfalls auch der selige William Burroughs, in dessen Worten der Mythos noch etwas mehr krankes Drama bekam. Genug Anlaß für Burroughs-Buddy und Freund großer Entwürfe, Bill Laswell, auf den Plan zu treten und sich in das Raunen einzugrooven. Und wo ein Laswell ist, ist auch der Rest der erwachsenen E/U-Kultur nicht weit, diesmal mit zusätzlichem Stimmenanteil: Iggy Pop,Genesis P-Orridge, Patti Smith (!), Anne Clark (!!), Lizzy Mercier Descloux (!!!),und an den Reglern: Paul Schütze,Techno Animal, Jan Wobble uswusf. Diese Inszenierung um die Worte von Burroughs und Brion Gysin klingt genauso überdimensional wie ihr Entwurf: ein anhaltendes, durch nordafrikanische und vorderasiatische Einflüsse angereichertes Zischen und Blubbern, darauf immer wieder mit neuen Stimmen versehene Propheten. Kurz gesagt: Kitsch. Bestimmt haben Thema, Bezüge und vielleicht auch die daraus erwachsenen Texte Tiefe und Wert, ihre künstleriche Umsetzung macht aus dem ganzen jedoch leider die Enigma-Allstars. Dabei resultiert Laswells langjähriger Trieb nicht aus Altersspiritualität, sondern aus der Überzeugung, mit einem solchen Konglomerat aus geschmäcklerischen Grooves und theatralischer Poesie kulturell bedeutsame Statements zu hinterlassen. Auf eine perfide Art wäre es ihm fast zu wünschen, daß er mit diesem Tonträger den späten Durchbruch hat in Esoterikshops. Daß das nicht der Fall sein wird, daß es darum (noch) nicht geht, ist leider fast das beste, was sich über dieses überladene, Produkt sagen läßt.
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