Heiner Goebbels
Ein dreifach Hoch auf Boston. Nicht auf die gleichnamige Bombast-Band, sondern auf 100 Bostoner Bürger, die für den theotermusik-erfahrenen Klangbastler und Keyboarder Heiner Goebbels eine englische Übersetzung von Heiner Müllers „Landschaft mit Argonauten“ auf Band sprachen.
Goebbels hat den Argonouten-Rap der Slraßenkünstler kunstvoll mit Geräuschen und elektrisierender Musik aufbereitet. Diesen Mix kombiniert er mit einem Text von Edgar Allan Poe, den die im Iran geborene Sängerin Sussan Deihim höchst eindringlich umsetzt.
Das hört sich natürlich ziemlich verkopft und kompliziert an, ist aber ein ausgesprochenes Vergnügen: raffinierte Text-Collagen, Arabisches, HipHop, Jazz und Avantgardeklänge, die so intensive Stimmungen schaffen, daß man ruhig von Ohrwürmern sprechen kann — auch wenn so was niemand unter der Dusche nachsingt.
„Untouristische Annäherung an eine Textlandschaft“, attestiert der Müllersche Heiner dem Goebbelschen. Daß dies auch für die klingende Ethnolandschaft gilt, ist nicht zuletzt Verdient der Musiker: Gitarrist Rene Lussier aus Kanada, der in Mazedonien geborene Klarinettist Christos Govetas, Drummer Charles Hoyward. Sie alle schufen ein aufregendes Werk, das nicht umsonst als „New Work For Radio“ in Auftrag gegeben wurde.
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