Herbie Hancock & Wayne Shorter – 1+1
Zusammentreffen zweier Jazz-Giganten oder Altherren-Kaffeekränzchen? Eine schwierige Frage, denn zunächst starten die beiden erstmal reichlich müde mit den lustlos dahingeworfenen Kadenzen von „Meridianne-A Wood Sylph“. Im nachfolgenden „Aung San Suu Kyi“, das dem Duo mit seinem melodisch klar strukturierten Bop-Thema einen festen Rahmen vorgibt, kommt dann endlich ein wenig Spielfreude auf. Doch schon beim dritten Beitrag „Sonrisa“ sacken Hancock und Shorter wieder in plätschernde Phrasendrescherei ab. Nackt, also ohne stärkende Begleitband und somit besonders stark aufeinander angewiesen, will meist kein rechter Esprit aufkommen. Dies ist umso bedauerlicher, als der Pianist Hancock eigentlich einen wachen und vor allem modischen Strömungen gegenüber aufgeschlossenen Jazz-Sachverstand besitzt. Und Wayne Shorter, der auf seinem Sopransax bei Miles Davis und bei Weather Report einen ganz eigenen Stil mit weiten Intervallsprüngen kultivierte, zitiert sich auf 1+1 nur noch selbst. Erst ab „Visitor From Nowhere“ beginnen die beiden Jazz-Legenden allmählich, den dynamischen Spielraum ihrer Instrumente stärker auszunutzen und mit der vorhandenen Klangfarben-Palette zu spielen. Ein wenig Feuer scheinen sie nun gefangen zu haben, denn gegen Ende von des Albums leistet sich das Gespann sogar spritzige Free-Ausflüge. Der trabende Rausschmeißer „Hale-Bopp, HipHop“ würde Lust auf mehr machen, aber da brechen die beiden abrupt nach eineinhalb Minuten ab.
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