Hildegard Knef – Ihre Lieder Sind Anders :: Sampler & Compilations

Unlängst bei im ARD-Magazin „Polylux‘ mit der unsäglichen Tita von Hardenberg wurde das Comeback des Neo-Yuppies als neuer Popkultur-Trend beschrieen. Dafür wurden einige Jung-Liberale vor die Kameras geschoben, die über neue alte Werte räsonieren durften, und nichtssagende Neo-Chansonniers wie Nylon und Kitty Hoff als idealer „Soundtrack“ ihres Lebens vorgestellt. Insofern scheint es zu passen, daß sich nun zum 80. Geburtstagvon Hildegard Knef, der [einzigen?] deutschen Diva, unvermeidlicherweise moderne Künstler an ihren Songs „vergreifen“. Wie bei vielen solcher Tribute-Alben gibt es zwar auch hier bei allem Abwechslungsreichtum einige Aussetzer IStereo Total und Jan Plewka], aber – Gott sei Dank hat IHRE LIEDER SIND anders nichts mit oben erwähnter Hochglanz-Yuppie- Nostalgie am Hut, sondern bewahrt den Songs im Sinne der Diva vor allem eines: [LoFi-Charme. Denn wenn Knef „die beste Sängerin ohne Stimme“ (Zitat Ella Fitzgerald) war. dann ist Tilman Rossmy sicherlich der beste (männliche) Sänger ohne eben jene. Auch die Neuinterpretation des tangoesken „Er hieß nicht von Oertzen“ des wie immer schelmisch wirkenden Die-Sterne-Schlagzeugers Richard von der Schulenburg fällt in eine ähnliche Kategorie. Selbst dem sonst etwas belanglosen Mädchen-Pop von Paula kann man mit dem Knef-Song „Ich bin den weiten Weg gegangen“ etwas abgewinnen. Und bei House-Pop-Meister Justus Köhncke und seiner Dekonstruktion von „Wieviel Menschen waren glücklich, daß du gelebt?“ (die bereits auf seinem Debütalbum zu finden war] kann man die Tiefe und Scharfsinnigkeit der Knef sehen Texte nachvollziehen. Was wiederum an manchen Stellen nicht für die Auswahl der teilnehmenden Künstler gilt. Von „namhaften Protagonisten der hiesigen Musikszene“ spricht das Presseinfo, naheliegende Namen wie Element Of Crime. Wir sind Helden und Erdmöbel sucht man vergebens. Dafür gibt es Neuinterpretationen von Wolke, Regy Clasen und Kolkhorst. Auch schön, aber ein bißchen schade doch.

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