Hleldenschändung -„Das Geheimnis des verborgenen Tempels“ von Barry Levinson :: Kinostart: 15. Mai

Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht machen. Dinge, von denen sogar Stephen Spielberg die Finger lassen müßte. „Das Geheimnis des verborgenen Tempels“ ist so ein Fall. Der Originaltitel „Young Sherlock Holmes“ verrät, in welche Richtung die Reise geht. Woran Arthur Conan Doyle nie gedacht hatte, wird hier nachgeholt: Watson und Holmes treffen sich schon zu Schulzeiten und müssen sofort ein haarsträubendes Abenteuer bestehen.

Barry Levinson hat die Geschichte im Auftrag der Spielberg-Produktionsfirma Amblin International in Szene gesetzt — und das Resultat liegt reichlich schief. Die Story ist nämlich nach dem Muster der „Indiana Jones und …“-Filme konstruiert. Das verträgt sich leider partout nicht mit Wesen und Arbeitsweise des Gentleman-Detektivs Sherlock Holmes. Die Originalromane leben vom trockenen britischen Witz, nicht von Special-Effects-Zauberei.

Die wenigen Ansätze intelligenten Humors, der über die Dialoge transportiert wird, erschlägt Levinson sofort mit wüster Action, die er bei Indiana Jones und Co. abgeschaut hat. Schlecht abgeschaut, denn er bringt auch in dieser Disziplin nur ein laues Plagiat der Spielberg-Originale zustande.

Bei denen kracht es mit so atemberaubender Geschwindigkeit, daß im Kino kaum jemand zum Luftholen kömmt. In der „Geschichte des verborgenen Tempels“ kann man soviel atmen, bis es in Gähnen übergeht. Zumal die Story belanglos und hirnrissig ist: Die Geschichte eines Fechtlehrers, der mit bösen Drogen Kollegen meuchelt und einen unterirdischen Voodootempel in London betreibt, dürfte sogar für amerikanische Kinogänger zu abstrus sein.