Hoggboy – Or 8?
Nach dem Hype um die ach so wilden Retro-Rocker aus den USA und Australien versucht sich nun nach den Libertines eine weitere britische Kapelle an der Kombination von Rock’n’Roll-Lifestyle. Revoluzzer-Look und Sounds aus den siebziger Jahren, Hoggboy präsentieren sich mit schlecht sitzenden, verwaschenen Jeans, Papis Lederstiefeln, viel zu engen Lederjacken, schmierigen Haaren und verspiegelten Sonnenbrillen. Das ist schon fast zu authentisch, um wahr zu sein. Zumal das Cover ihres ersten Albums OR 8? auch noch in den Straßen von New York City entstand und sich die Band im Info als rauch-, trink-, knastfest (sechs Festnahmen in vier Tagen USA) und „fehlendes Bindeglied zwischen Lemmy und Mark E. Smith“ bezeichnet. Wer so selbstbewusst und frech zur Sache geht, kann sich nicht nur Pub-Namen wie Hugh, Bailey, Richy und Hogg leisten, sondern auch mal wieder die Farce von „der besten Band der Welt“ ausgraben. Tausend mal gehört? Stimmt, aber selten waren die Argumente dafür so überzeugend wie bei diesem Gespann, dessen Musik – das muss man neidlos zugeben – wirklich Popo tritt. Hoggboy klingen laut, dröhnend, ungehobelt und so aggressiv wie ein Rudel Rottweiler. Mit wüsten Gitarren-Salven, polternden Drums, viel Feedback und Fuzz sowie einer klar definierten Marschrichtung: immer geradeaus. Mit durchgetretenem Gaspedal brettern die Vier los und winden sich durch rasante Stücke wie „Upside Down“, „Urgh!“, „Call Me Suck“ oder „So Young“, nur um dann letztlich doch vor die Wand zu fahren. Ganz einfach, weil sie auf Dauer von elf Songs viel zu eintönig sind, nicht immer die cleversten Texte schreiben und sich zu sehr an übermächtigen Vorbildern orientieren: Stooges, MC5, Velvet Underground. Den White Stripes, Vines, Yeah Yeah Yeahs und Strokes verzeiht man derlei Ahnenverehrung nur zu gerne – weil sie die erste Generation der Retro-Jünger waren. Aber die zweite hat es da schon schwerer. Sie kann sich nicht darauf beschränken, einfach das Bekannte fortzusetzen, sondern muss eigene Akzente setzen. Und genau das geht Hoggboy ab. Trotz einiger starker Songs und guter Ansätze – in Sheffield nichts wirklich Neues. www.hoqgboy.com
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