Horsepower – Low Estate

Man macht drei Kreuze, schickt ein letztes Stoßgebet zum Himmel und begibt sich mit Horsepower auf den zweiten Teufelsritt durch eine finstere und morbide Country-Klangwelt – auch wenn der gottesfürchtige Vorreiter Eugene Edwards nicht unbedingt der Mensch ist, mit dem man Pferde stehlen möchte. Schon gar nicht 16 kohlenschwarze, die einen Leichenzug anführen. Denn dieses dem Bandnamen zugrundeliegende Bild ist nur eins der unheilschwangeren Szenarien, die Edwards heraufbeschwört. Der von religiöser Erziehung, bibelfesten Vorfahren und mythenreicher Kirchenmusik geprägte Horsepower-Chef malt den Teufel in klagenden, verzerrten Tönen an die Wand, so daß man gar nicht erst in Versuchung gerat, bei Hillbilly, Folkrock und Cajun-Musik in ungezügelte Wild-West- und Lagerfeuerromantik zu verfallen. Sünde und Bestrafung, Glaube und Verderben, Himmel und Hölle – LOW ESTATE wandelt auf den Spuren von Edwards‘ Großvater, der als rastloser Wanderprediger von Stadt zu Stadt zog. „l’ll see my girl, free her from the devil’s world“- selbst das Wiedersehen mit der Angebeteten wird vom Satan überschattet. Und trotzdem ist es ein Genuß, im furiosen Galopp von „Ditch Digger“, im wilden Geheul von „My Narrow Mind“ oder im fiebrigen Alptraum des Titelsongs ins vorige Jahrhundert zu verschwinden. Schlagzeug, Gitarre, Fiddle, Banjo und antikes Bandoneon deuten Totengräberstimmung, High Noon-Dramatik und Saloon-Spektakel an. Aber 16 Horsepower bleiben.wie schon beim ersten Teufelsritt SACKCLOTH ‚N‘ ASHES, in jeder Lage sattelfest. Ihr Werk in Gottes Ohr-und jedes anderen!