Hot Chocolate – Man To Man Rak

Wenn ich, der Ba, „Soul“ sage, dann meine ich „Reach Out I’ll Be There“ von den FourTops oder „Shake“ von Otis Redding, was vielleicht konservativ ist. Insofern stehe ich aber dem Sound der Hot Chocolate aus England etwas voreingenommen gegenüber. Dem ursprünglicheren Soul haben die Schokoladen-Boys nämlich etliche Rock-Phrasen, nicht besonders bewegliche Perkussion, satte Bläsersätze und angenehm im Hintergrund agierende Geigen zugesetzt – und so klingt wohl der Soul der Mittsiebziger. Sicher ist, daß Hot Chocolate die Schaumschläger aus Philadelphia und München allzeit vom Tisch fegen, andererseits aber mit der Grazie von Esther Phillips-Platten nicht mithalten können. Grund für letzteres ist speziell Seite eins von „Man To Man“, wo gezeigt wird, wie man durchweg gute Ansätze durch plumpe Rhythmik und Überlänge zu Tode reiten kann, wobei „Sugar Daddy“ geradezu unverschämt klingt. Daß Hot Chocolate echt gut klingen können, zeigt Seite zwei: Hier wird knackiger geklopft und gespielt und direkt zur Sache gekommen – in der Kürze liegt eben, musikalisch jedenfalls, öfters die Würze. Um „Man To Man“ endgültig zu beurteilen, habe ich dann, Demokratieverständnis vortäuschend, einige Freunde und -innen befragt: Walter und Heinz fanden die Platte sehr gut, Gabriele und Sylvia fanden sie langweilig. Als Oberschiedsrichter meine ich, daß „Man To Man“ deutlich zur besseren Hälfte der angesoulten Platten zählt und trotz der erwähnten Mängel und einiger dämlicher Texte empfohlen werden kann. Zum Tanzen ist sie jedenfalls glänzend geeignet.