Humpe/Humpe :: Humpe/Humpe

Wer vom Alleingang der Humpe-Schwestern Annette und Inga New-Wave-Kühle à la Ideal oder eingängige Pop-Gesänge wie in DÖFs „Codo“ erwartet hat, wird von HUMPE/HUMPE überrascht sein – ob angenehm oder unangenehm, ist eine Frage der persönlichen Vorlieben, Was zuerst auffällt: Die Humpes singen größtenteils Englisch – etwa in Hinblick auf den Weltmarkt? Dafür spricht auch das international zusammengewürfelte Produzententeam, das aus Roman Baran (Laurie Anderson), Gareth Jones (Depeche Mode) und dem Neunkirchener Soundtüftler Conny Plank besteht.

Ob das eine gute Idee war, wage ich zu bezweifeln. Man hört deutlich, daß sich Annette und Inga als Sängerinnen im Englischen nicht unbedingt zuhause fühlen; ihre Texte klingen manchmal zu sehr nach dem „Reim-dich-oder-ich-freß-dich-Raster.

Um so ambitionierter ist die Musik – kein Pop, sondern eher elektronische Stimmungsbilder. Man muß etwas Geduld aufbringen, die Songs setzen sich nicht immer unbedingt direkt im Ohr fest.

Ganz hübsch das verhaltene „Happiness Is Hard To Take“ mit seinem Rhythmus; eher albern „Yama-ha“, dessen Text aus einer Anreihung japanischer Markennamen besteht; vielleicht eher ein witziges Video.

Mein Favorit ist „Don’t Know Where I Belong“, einer der echten „Songs“ der LP, der nicht von der Elektronik, sondern von den melancholischen, hervorragend arrangierten Säusel-Gesängen der Humpe-Sisters getragen wird. Assoziationen an eine Art weiblicher Flying Picketts werden wach.

Beim nächsten Mal wünsche ich mir mehr aus dieser Richtung, mehr Mut zur Einfachheit. Vielleicht könnte man sich sogar wieder verstärkt an deutsche Texte wagen – „Geschrien im Schlaf“, der einzige auf HUMPE/HUMPE, ist nicht unbedingt der Höhepunkt der LP, aber die textlichen Bilder vermitteln sich hier überzeugender als auf Englisch.