I Mother Earth – Blue Green Orange

Drei Jahre zwischen zwei Alben ist eine lange Zeit. Selbst für eine Band, die sehr sorgfältig an ihren Aufnahmen arbeitet. Im Falle von I Mother Earth mag man das damit entschuldigen, dass sich die Band erst mit dem neuen Sänger Brian Byrne anfreunden musste und sich für die Arbeit an den Songs in ein Haus am Ontario-See zurückgezogen hat. Als Co-Produzent kam wieder Paul Northfield zum Einsatz (Rush, Hole), doch für den Mix beauftragte das kanadische Quartett einen „alten Hasen“: David Bottrill arbeitete schon für King Crimson oder Peter Gabriel und beließ dem Soundbild sein kantig-raues Image. Das zahlte sich aus und harmoniert zudem mit Byrnes schneidiger Stimme, die dem IME-Rock einen Schuss zusätzliche Aggressivität verleiht. In ihrem Genre – druckvoller Gitarrenrock zwischen Alternative und Pop-Melodie – tummelt sich bekanntlich zahlreiche Konkurrenz, so dass sich I Mother Earth ordentlich anstrengen müssen, um da noch Akzente zu setzen. Sie meistern diesen Job jedoch mit Bravour, indem der Drummer wilde Haken schlägt und die Gitarren viele verschiedene Klangfarben benutzen. Mit King’s X oder ihren kanadischen Landsleuten Rush haben I Mother Earth insofern Ähnlichkeit, als sie moderne Rockelemente komplex und weitgehend neuartig miteinander verzahnen. Ansonsten ähnelt ihr Ansatz wegen der harten Alternative-Bratzel-Gitarren und der raukehligen Stimme mehr dem von Pearl Jam: Vielleicht stilistisch nicht mehr ganz modern, aber dennoch ein Fortschritt gegenüber dem Vorgängerwerk SCENERYANDFISH.