Ian Carr’s Nucleus – Awakening
Sechs neue Stücke des formidablen britischen Jazzrockers (mit Betonung auf Jazz) : Trompeter und Flügelhornist Ian Carr war schon dabei, als 1969/70 dies- wie jenseits des Atlantik die Jazzrockerei Furore machte und Chris Speddinq zu Carr’s Nucleus zählte. Die besten LPs der Frühzeit: ELASTIC ROCK, BELLADON-NA und spater ALLEYCAT. Aus der mittleren Phase der Band sind heute noch neben Carr der Keyboarder Geoi Castle und Saxophonist Brian Smith dabei. Relativ neu und für Nucleus-Verhältnisse nicht exzellent, sondern bloß gut: Nie France (dr) und Chucho Merchan (bg), der gewiß eine Menge Platten von Eberhard Weber zu Hause stehen hat. Trotzdem zeigt die vorliegende LP ein feines Stückchen Jazzrock englischer Prägung – zeitlos, meist weit subtiler als amerikanische Gegenstücke (was auf Kosten sog. „Eingängigkeit“ geht) und ohne modische Schnickschnacks: als „Funk“ mißverstandene Disco-Rhythmen sucht man glücklicherweise vergebens. Nach wie vor reizvoll klingt das Zusammenspiel von Saxophon und Trompete, die ja heutzutage geringeren Stellenwert im Jazz besitzt als ehedem. Noch interessanter tönt’s, wenn Carr sich das Flügelhorn schnappt. Den brillantesten, ideenreichsten Musiker von Nucleus sollte man per Kopfhörer bei jenen Passagen heraushören, in denen er „nur“ Begleitung spielt – Geoff Castle, an E-Piano und Synthie/Mini-Moog. Seite eins der Platte uneingeschränkt empfehlenswert; auf Seite zwei wird’s im „White City Blues“ unerwartet bluesig, in „Things Past“ ein wenig glitschig und „You Can’t Be Serious. You Must Be Joking“ scheint mir nicht gerade Carr’s beste Komposition zu sein. Doch dies sind geringwertige Einschränkungen, wohlgemerkt! Zu beziehen über 2001-Versand in Frankfurt.
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