Ian Hunter – The Artful Dodger
Seit dem ’89er-Flop YUI ORTA war lan Hunter völlig weg vom Fenster. Einige Jahre verbrachte der Mann mit der festgewachsenen Sonnenbrille im norwegischen Exil, wo es erst 1995 ein Lebenszeichen gab: DIRTY LAUNDRY, ein rüdes und erstaunlich frisches Werk, das er mit einheimischen Musikern in Trondheim eingespielt hatte. Hierzulande jedoch wurde das Album, aus welchen Gründen auch immer, nie veröffentlicht. Jetzt also folgt mit THE ARTFUL DODGER ein neuer Versuch. Und schon im Opener ‚Too Much‘, der ein wenig an Springsteens ‚Philadelphia‘ erinnert, liefert Hunter vorsorglich die Erklärung, falls es auch diesmal mit dem großen Erfolg nicht klappen sollte: „I never missed an opportunity to miss an opportunity.“ Ein Schlüsselsatz, der im Grunde seine ganze Karriere erklärt. Zweimal hatte er es fast bis in die Chefetage der Rockwelt geschafft – das eine Mal mit Mott The Hoople, dann als Solokünstler, als er in einer der legendären Rockpalastnächte kontinentale Präsenz erreichte. Doch jedesmal folgte unmittelbar darauf der Absturz: Mott brach Mitte der 70er auseinander, und nach dem Zerwürfnis mit seiner damaligen Plattenfirma landete Hunter zu Beginn der 80er schnell im Abseits. Zudem starb sein Langzeitpartner Mick Ronson 1993 an Krebs. Aber Hunter will es nochmal wissen. Und in Darrel Bath hat er einen kompetenten Gitarristen gefunden, der seine Songs wie einst Mick Ronson zu klassischem Rock veredelt. Zwar läßt es Hunter inzwischen ruhiger angehen, hier und da bleckt der alte Wolf aber noch die Zähne. Ein respektables Alterswerk von einem, der seine Niederlagen mit Würde trägt.
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