Ice Cube – Vier Re-Releases

Ice Cube, der 1990 mit Public Enemy in „Burn Hollywood Burn“ Aufmerksamkeit auf Rassismus im Filmgeschäft lenkte, führte im Herbst 2002 die Kinocharts mit seiner eigenen Komödie „Barbershop“ an. Vielleicht hat dieser Mann mit seinen Platten, die nun mit Bonustracks wieder veröffentlicht werden, tatsächlich ein Stück Amerika verändert. Bereits 1989 hatte sich Ice Cube von dem einflussreichen Gangster-Rap-Kollektiv N.W.A. getrennt, um seine eigene hochpolitische und stets furiose musikalische Vision von Hardcore-HipHop zu verwirklichen. Nach dem Bruch mit Dr. Dre und Eazy-E überquerte er zunächst den Kontinent, um in New York mit Public Enemys Produzententeam The Bomb Squad das beeindruckende Amerikkka’s Most Wanted (5) aufzunehmen. Das Solo-Debüt vereint viele Qualitäten, die auch Public Enemys It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back zu einem der besten HipHop-Alben aller Zeiten machen. Komplexe, seltsam metallisch klingende Beatkonstruktionen haben dank clever eingearbeiteter Funk-Samples so viel Tiefe, dass sich das Debüt – wie auch jedes der nächsten beiden hier besprochenen Alben – kaum abnützt und vor allem getrost am Stück gehört werden kann. Dass auf der angehängten Kill At Will-EP mit dem zäh dahinrollenden „Dead Homies“ zudem einer der besten Cube-Songs wieder veröffentlicht wurde, gab den Ausschlag für den fünften Stern, den Death Certificate (5) auch ohne den Bonus-Track „How To Survive In South Central“ (vom „Boyz ‚N The Hood“-Soundtrack) verdient. Kahl geschoren ging Cube 1991 mit The Boogie Men und seinen eigenen Produzenten-Cracks von The Lench Mob ins Studio, um ein Album einzuspielen, das musikalisch nichts von der Brutalität des Debüts einbüßen sollte, obwohl es sich mehr als der Vorgänger am Funk von Parliament orientierte. Noch wütender speit Cube hier Feuer, noch artikulierter prangert er die Chancenlosigkeit schwarzer Jugendlicher im Ghetto an, anstatt sie zu glorifizieren. Bereits ein Jahr später folgte mit The Predator (6) sein bestverkauftes Album, mit dem der damals bereits erfolgreiche Schauspieler die Rassenunruhen der L.A.-Riots von 1991 höchst dramatisch verarbeitete. Verstörende O-Töne aus der TV-Berichterstattung, beschleunigte „We Will Rock You“-Samples und Sirenen verbreiten hier Hysterie, bis das noch immer sensationell grandiose „It Was A Good Day“ die Nerven beruhigte. Bedauerlich, dass die Rechnung bei Lethal Injection (2,5) nicht mehr so recht aufging: Cube klingt müde und ein wenig unkonzentriert, was bei einem über elfminütigen P-Funk-Track wie „Bob Gun“ feat. George Clinton schwer zu verdauen ist. www.icecubemusic.com