Ich jetzt täglich – Allee Sorgenlos

Windig, grau und wolkenverhangen: Diese ALLEE SORGLOS muss in Deutschland liegen. Anders kann es nicht sein. Denn so tranig, wie Lutz Nikolaus Kratzer auf der Platte mit dem Straßennamen singt, bewegen sich die Menschen nur zwischen Flensburg und Lindau am Bodensee. Vermutlich ist es nicht nur das Ergebnis eines popkulturellen Trends, dass sich Ich jetzt täglich auf ihrem zweiten Album am Alltag und seinen Frustrationen ergötzen. Vielmehr äußern sie damit ein gesellschaftliches Bedürfnis. Die Zeiten sind hart – und wer nicht dauernd dem Wahn des Immergleichen hinterherspurten will, rettet sich gerne in Richtung Melancholie und Bitterkeit. Zu dieser Form von Flucht versucht das Quartett den Soundtrack zu liefern. Immer ein wenig müde taumelt das Rohgerüst aus Bass, Gitarre, Schlagzeug und Geige daher, so als würden Musiker und Instrumente wieder und wieder über die eigenen Beine stolpern. Darüber legt Sänger Kratzer seine Lyrics, die – manchmal ganz nah ans Ohr gehaucht – ein Gefühl von Leere vermitteln wie sonst nur der Parkplatz eines Supermarkts am Sonntagnachmittag. Hier führen“.getrennte Wege… auf unterschiedliche Matratzen und ..nebenan springt jemand ganz spontan vom Bahnsteigrand‘. Das ist lakonisch und tragisch, mitunter jedoch unhörbar depressiv. Die Band stört das nicht. Nur ganz selten durchbricht sie die Deutschpop-Tristesse und beginnt zu rocken (..Schmerzfrei“), zu grooven („Unser Thema „I oder ein klein wenig im Breitwandformat zu schwärmen [..Wem gehört die Stadt“! – zumindest musikalisch. Das sind dann auch die wenigen schönen Momente, für die der Hörer dankt. Denn hier kann er dem Wahnsinn wirklich für ein paar Sekunden entrinnen. VÖ: 9.2.

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