Idle Race – Back To The Story
Jeff Lynne hat einiges auf dem Kerbholz, daran gibt es nichts zu deuteln. Andererseits:Sein Electric Light Orchestra hatte auch ganz famose Momente, also gehen wir einmal davon aus, dass er es meistens gutgemeint hat, und plädieren deshalb für mildernde Umstände. Noch bevor Lynne das elektrische Licht erfand oder die Beatles ermordete, zog er mit seiner Band Idle Race durch die Dörfer. Wobei 1967 sogar ein kleiner Hit abfiel: „The Skeleton And The Roundabout“. eine eher alberne und leider allzu kokette Zurschaustellung englischer Verschrobenheit. Warum gerade diese Nummer so erfolgreich war, erklärt viel leicht jener Satz, den die ehemalige Generalbundesmusikkoryphäe August Everding in einem Anflug kluger Blasiertheit aussprach: „Der Geschmack der Meisten ist nicht der Geschmack der Besten.“
Wo er Recht hat, hat er Recht. Aber zurück zu Idle Race. die damals Besseres zu bieten hatten als die Meisten. Und als besagten Hit. Zuallererst das melancholische Kleinod „The Birthday“, in dem Lokalreporter Lynne von einer alten Jungfer berichtet, deren Geburtstagsfest mangels Gästen ins Wasserfällt {„How is it no one came?“), und die dann beim Entfernen der nutzlosen Partydeko auch noch von der Leiter kippt. Derlei tragische Alltagsfiguren hatten es Lynne offenbar angetan: Ob die Hütte in „Knocking Nails Into My House“ (der wohl beste Slade-Song, mit dem Noddy Holder rein gar nichts zu tun hat) einer intergalaktischen Schnellstraße weichen muss, bleibt unklar, aber der Bewohner sieht sich jedenfalls mit wild entschlossenen Baggerfahrern konfrontiert. Dass Lynne bereits damals mit Roy Wood, dem Sängervon The Move und späteren ELO-Kumpan, gemeinsame Sache machte, legen „Imposters Of Life’s Magazine“ und „Days Of The Broken Arrows“ nahe- beide Songs hätten mit ihrerüberdrehten Art perfekt auf zeitgenössische Move-Alben gepasst. Amüsant auch, wie sich das Electric Light Orchestra unaufhaltsam ankündigt: „Come With Me“ etwa ist ELO, bevor es ELO gab. Diese Streicher. Diese „Uuh-la-Uuh-la-la“-Chöre. Der Mann wusste offenbar schon früh, was er wollte. Was dem konventionell besetzten Quartett Idle Race mangels durchschlagendem Erfolg dann auch 1969 das Leben kostete und Lynne zur orchestralen Aufrüstung bewog. Die Wundertüte Back To The Story enthält 47 Songs auf zwei CDs und steht trotz einiger Fragwürdigkeiten für britischen Endsechziger-Acid-Pop der besseren Sorte: bei weitem nicht so mutig wie Syd Barretts Pink Floyd, aber wesentlich knackiger und origineller als etwa der magere Psychedelic-Quark von The Moody Blues.
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