Iggy Pop – Avenue B :: Gediegen

Jawoll, es ist James Osterberg: Der Mann, den sie seit drei Jahrzehnten im Musikbiz Iggy Pop nennen. Und so klipp und klar ist das nicht, wenn Avenue B mit einer Spoken Word Performance beginnt. Gediegen, fast symphonisch plätschert uns „No Shit“ entgegen, Iggy fabuliert vom „winter of his soth year“, erzählt von Iggy allein zu Haus und läßt uns wissen, daß er jetzt mehr liest. Ein Mensch in der verspäteten Midlife-crisis, ein Mann im Klimakterium? Mitnichten. Der eigene Mythos ist längst fertig gestrickt, das Image felsenfest zementiert – Iggy Pop (52) ist einer, der sich sowas leisten kann. Unironisch, doch mit einer gesunden Balance aus Pathos und Zynismus reflektiert er auf diesem Album über die letzten zwei, drei Jahre seines Lebens und bleibt sich dabei treu: Da beobachtet Iggy zum einen die schlafenden Katzen auf seinem Kopfkissen, da ist zum anderen in „Nazi Girlfriend“ aber auch die Frau, die Iggy gerne mal ordentlich auf dem Fußboden pimpern würde. In Ordnung: wiedererkannt. Klaro, daß auf Avenue B auch noch die ein oder andere Ferkelei drauf ist. Musikalisch allerdings ist Iggy mit seiner Band eher moderat zugange, mitunter geht das schon in die Singer-/Songwriter-Ecke, kein Vergleich zum wüsten, zuweilen ungestümen Gebaren auf NAUGHTY LITTLE DOGGY, seinem letzten Album. Avenue B – und das ist die größte Qualität der Platte – ist herrlich unaufgeregt und nach AMERICAN CAESAR sicherlich das beste, was Iggy Pop in den letzten zehn Jahren fabriziert hat.