Illmatic – Still Ill
Löblich oder tadelnswert? Die „3P“-Posse, einst unter dem Banner „Deutscher Hip-Hop“ ins Feld gezogen (und dabei „deutsche Tugenden“ wie Humorlosigkeit und Verbissenheit nie aus den Augen verlierend), koppelt sich immer mehr ab von der im Augenblick kochenden nationalen Szene: Mit Illmatic ist nun ein Rapper am Start, der nahtlos zwischen deutschen und englischen Raps hin- und herwechselt. Und die Produktion, die er auf seinem Debüt präsentiert, sucht ihre Verwandten nirgendwo anders als bei den US-amerikanischen Multi-Millionen-Dollar-Schmieden, die den Sound auf Chart-Tauglichkeit trimmen. Sie steht ihren Vorbildern in nichts nach: Still Ill serviert einen perfekt polierten Sound, muskelprotzig kraftvoll und dennoch swingend soulig. Mit den gängigen Produktionen aus den Staaten kann die Platte mühelos mithalten, Lehrmeister müssen sie sich in Frankfurt nun keine mehr suchen. Doch so erstligatauglich die Platte auch konzipiert wurde, so Dinosaurierhaft wirkt sie gegenüber einem HipHop-Verständnis, das inzwischen wieder Inspiration und Esprit gegen Breitwand-Produktionen und Egoisten-Gebell setzt. Eine Stunde lang nur darüber zu rappen, wie gut man doch rappen kann, ist genauso fad wie eine Monumentalarchitektur bei den Beats, die zwar beeindruckt, aber kaum künstlerische Finesse spüren läßt.
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