im plattentest :: Wolfgang Brock, Schlagzeuger von Karthago

YOUR MOUTH

Waka Jawaka – Frank Zappa

Eine amerikanische Gruppe – handelt es sich bei dem Gitarristen um Mike Bloomfield oder Al Cooper? Vor allem im letzten Teil des Stückes ist die Gitarre sehr gut, ’schön soft‘ nennt man das wohl. Der Chorgesang gefällt mir nicht und auch ansonsten kann ich dieser Nummer recht wenig abgewinnen. Ich finde die ganze Sache zu undynamisch. Wer ist es denn? Frank Zappa – hätte ich nicht gedacht. Mir gefiel die ‚Fillmore‘ LP, auf der Aynsley Dunbar mitspielte, sehr gut. Tja, was soll man zu Zappa sagen? Um das Stück wirklich beurteilen zu können, müsste ich den Text kennen, denn bei dieser Art von Musik, es ist ja eigentlich Satyre, hängen Text und Musik stark zusammen.

SILVER MACHINE

(Single) Hawkwind

Ich glaube, das ist zu sehr nach einer bestimmten Masche gestrickt. Eine von gewissen Durchschnittsproduktionen» die halt in Diskotheken ganz gut ankommen. Eine Routinenummer, obwohl die Effekte ab und zu gar nicht so schlecht sind. Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte. Ist es vielleicht eine holländische Gruppe? Die Rhythmus-Sektion arbeitet reichlich einfallslos. Nein, diese Platte gefällt mir überhaupt nicht.

DON’T LET IT BRING YOU DOWN

David Clayton-Thomas – D. Clayton-Thomas

Endlicn eine Nummer, die mir zusagt. Das ist doch wenigstens Musik! Ist es Blood, Sweat & Tears? (Ich erkläre Wolfgang, dass es sich um eine Solo-LP von Clayton-Thomas handelt). Ehrlich? Ich hatte vom Stil her auf Blood, Sweat & Tears getippt, an der Stimme hätte ich Clayton-Thomas nicht erkannt. Er klingt hier ganz anders, vermutlich, weil er sich sehr bemüht, auf die Nummer einzugehen und das ist ihm auch voll gelungen. Man hört starke Konzentration und ein duftes Feeling heraus. Clayton-Thomas gehört zu den Leuten, die mit genau den richtigen Sachen genau die richtigen Wirkungen erzielen. Das Stück ist schön durchdacht arrangiert. Kann ich das noch ‚mal hören?

RE-MAKE, RE-MODEL/ SEA BREEZES

Roxy Music – Roxy Music

Das erste Stück war grausam. Obwohl ich einige Passagen, vor allem die Saxofon-Soli, ganz gut fand, ist mir doch der Sinn solcher Musik nicht ganz klar. Was soll so eine Nummer bewirken? Warum machen die sowas? Ein heilloses Durcheinander. Nein, das spricht mich überhaupt nicht an. Bei ‚Sea Breezes‘, dem zweiten Stück, war der Anfang ganz gut. Doch den Einsatz des Schlagzeuges, diesen Tempowechsel fand ich völlig unpassend. Das ist vom musikalischen Ablauf her unverständlich. Man könnte das vielleicht als Höhepunkt sehen, aber das ganze wirkt zu hektisch und wiederholt sich zu oft. Gefällt mir überhaupt nicht.

KILLIN‘ TIME

Emergency Entrance – Emergency

Das ist Emergency, man erkennt die Gruppe schon an Hanus Berka, dem Saxofonisten. Der Aufbau des Stückes ist recht gut, der Sound allerdings etwas dürftig. Besonders gefällt mir das Zusammenspiel von Orgel und Saxofon, die beiden ergänzen sich unheimlich gut. Aber auch die anderen Leute sind gut, alle Instrumente werden sehr bewusst eingesetzt. Sehr saubere Steigerungen. Man hört halt eine unheimliche Routine heraus, das sind Profis, Jazzer vom guten alten Stil.

I CAN’T STAND IT

Lou Reed – Lou Reed

Wer das ist, möchte ich in diesem Fall lieber nicht wissen. Das ganze ist zu flach, hat zuwenig Aussage und der musikalische Wert ist gleich null. Ein bisschen wenig, was die Leute da machen. Vielleicht eignet sich diese Nummer ganz gut zum Tanzen. Ich würde sagen, ein typischer Diskotheken-Hit.

SUFFRAGETTE CITY

Ziggy Stardust – David Bowie

Wieder eine Tanz-Platte – musikalisch nichtssagend. Man könnte jetzt darüber diskutieren, warum solche Sachen überhaupt gemacht werden. Ich persönlich kann nur hören, dass die Leute Spass am Spielen haben, ansonsten sagt mir das Stück gar nichts. (Ich erzähle Wolfgang, dass diese Nummer eine Parodie auf Lou Reed und Velvet Underground sein soll). Dann sage ich lieber nichts dazu. In dem Fall müsste ich mich nämlich mehr damit beschäftigen, auch mit den Texten.

CRIES FROM THE MIDNIGHT CIRCUS

Parachute – Pretty Things

Das sind die Pretty Things. Ich habe sie erkannt, weil sie in ihrer Art, in ihrem Charakter ja irgendwie einmalig sind. Ist das eine neue LP? Merkwürdig, dass Phil May seine Art zu singen all die Jahre beibehalten hat. Auf ‚Midnight To Six Men‘ z.B. sang er genauso. Die Musiker, die ihn hier begleiten, bilden genau den richtigen Hintergrund für seine Stimme. Die Gitarren klingen ein bisschen drahtig. Die Leute spielen alle sehr verhalten, sie könnten viel mehr aus sich herausgehen. Ich weiss nicht, was ich zu dieser Nummer sagen soll. Einerseits gefällt sie mir, andererseits empfinde ich diese Musik irgendwie beklemmend.

DONT THINK TWICE/ BIG JIM SALTER

Teenage Licks – Stone The Crows Stone The Crows

Eine sehr, sehr gute Gruppe. Maggie Bell beherrscht ihre Stimme in sämtlichen Höhen und Tiefen. Immer bleibt sie echt und ungekünstelt. Für eine weisse Sängerin ist diese Stimme sehr ungewöhnlich. Fast möchte ich sie als den ‚weiblichen Rod Stewart‘ bezeichnen. Über das erste Stück lässt sich sonst nicht viel sagen, hier fiel mir nur der Bass gut auf. Das zweite Stück hat unheimlich viel Power. Eine schöne kompakte Sache und die Musiker sind fantastisch zusammen.

SEASON OF THE WITCH

Bang Bang – Terry Reid

(Nach ungefähr 5 Sekunden): Das klingt so nach ‚Season Of The Witch‘ ich bin gespannt, wer das bringt. Ist es diesmal Al Kooper, der Gitarre spielt? Diese Nummer wurde schon so oft von so vielen Leute interpretiert, aber das ist mal was ganz anderes. Ich weiss nicht, wer es ist, aber die Leute sind wahnsinnig gut. Nur schade, dass der erlösende Knall, die Explosion leider fehlt. Man wartet förmlich darauf, dass etwas passiert, aber der Höhepunkt bleibt aus. Ansonsten ist es eine sehr gute, vom Gesang und von der Gitarre her recht eigenwillige Interpretation.