India.Arie, Testimony: Vol. 1 , Life & Relationship :: VÖ. 23.6.

Die Mittzwanzigerin aus dem Süden der USA hat nicht nur ein Problem, sondern gleich zwei. Da ist zum einen ihre Karriere, die in den Vereinigten Staaten prächtig läuft Isechs Millionen verkaufte CDs, vier Grammys], hierzulande aber einfach nicht zünden will. Dabei stand India.Arie mit ihrem Debütalbum acoustic Soul kurz vor dem Durchbruch, verspielte mit dem Nachfolger VOYAGE To INDIA aber allen Kredit, weil sie weder Interviews noch Live-Konzerte gab. Und dann sind da noch die Männer, mit denen die Sängerin anscheinend ganz besonders auf Kriegsfuß steht. Denn die – so zeigen die 16 Songs ihres dritten Albums – bereiten ihr weniger Vergnügen, sondern einfach nur Ärger. Sei es, weil sie betrügen, lügen und auch sonst unzuverlässig sind. Gerade in sexuellen Dingen. Weshalb India.Arie die ersten vier Stücke zum forcierten Frustabbau nutzt, und über verletzte Gefühle und tiefe menschliche Enttäuschung sinniert. „Hello independence- or is it lonelyness?“, heißt es in „Good Mourning“, in dem sie alles andere als selbstbewußt, stark und kämpferisch wirkt. Nur, um dann schlagartig ins emotionale Gegenteil zu verfallen, und aktive Problemlösung zu betreiben. Etwa in Form einer „Private Party“, bei der sie sich und ihren Körper mit hemmungsloser Masturbation feiert, im anschließenden „There’s Hope grenzenlosen Optimismus und geballte Lebenslust versprüht [Paradise is in your mind]. und in „Wings For Forgiveness“ die letzten partnerschaftlichen Fesseln sprengt, um ganz einfach „zu fliegen“. Was bei India.Arie eindeutig zweideutig ist. Auch, wenn sie rein musikalisch immer so rüberkommt, als könne sie kein Wässerchen trüben. Denn die Dame, die akustische Gitarre und Klavier neben trockene Beats und opulente Streicherstellt, ist eine Expertin für getragene Midtempo-Songs. Für verträumte, samtige, schmusige Soul-Nummern mit viel Wärme, Harmonie und Pathos, bei denen die HipHop-Einflüsse gleichberechtigt neben kraftvollem R’n’B, knackigem Funk und zarten Jazz-Anleihen stehen. Eine Mischung, die nicht mehr ganz so abenteuerlich-verspielt anmutet wie auf acoustic soul, stattdessen aber immer mehr zum Melodrama einer Macy Gray tendiert. Das äußert sich vor allem im finalen „This Too Shall Pass“. Ein sechsminütiger Schmachtfetzer mit Tränen-Garantie.

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