Ingeborg Schober :: Jim Morrison
Pünktlich zum 30. Todestag: zwei Werke über den legendären Doors-Sänger.
The Times They Are A-Changing, denn wer hätte anno ’68/’69, also auf dem Höhepunkt Morrison’scher Exzesse, ahnen können, dass der Werdegang eines Rocksängers in viel zu engen Lederhosen in der selben „dtv-portrait“-Buchreihe dokumentiert werden wird wie die Lebensläufe von Jesus Christus, Sokrates oder Otto von Bismarck? Immerhin ist Jim Morrison bis heute umstritten, woran auch Oliver Stones bescheidener Film eine Mitschuld tragen dürfte: Wieviel Tiefe, Poesie und letztendlich auch Verzweiflung in James Douglas Morrison innewohnte, wird da oberflächlicherweise seinem vermarktbareren Image als sexy Hippie-Ikone geopfert. Wohltuend, dass Ingeborg Schober in Jim Morrison, 4 Sterne, unaufgeregt die Fakten darlegt, anstatt sich wie so manche bisherige Morrison-Biografen vornehmlich mit Skandälchen, Besäufnissen und der Frage zu befassen, ob der lockige Sexgott nun impotent war oder nicht. Auch Morrisons Abgang, oftmals Thema wilder Spekulationen, behandelt Ingeborg Schober mit angenehmer Distanz. Genau darin liegt die Stärke des Buches, denn die Autorin dokumentiert, anstatt der eitlen Versuchung zu erliegen, ein Phänomen wie Jim Morrison und seine Intentionen ständig zu interpretieren. Zudem zeichnet sie ein – dem Buchumfang entsprechend – rundes Bild des damals herrschenden Zeitgeists und seiner wichtigsten Vertreter, zahlreiche Zitate, Kurzbiographien und Rezensionen verschaffen gerade dem Doors-Einsteiger eine guten Überblick. Wer darüber hinaus Morrisons O-Töne lesen möchte, kann sich The Doors in eigenen Worten, 3 Sterne, zulegen, wobei selbstverständlich auch die Herren Krieger, Densmore und Manzarek was zu sagen haben. Viele der Zitate stammen allerdings aus der Post-Doors-Ära, wodurch das Werk bisweilen ein wenig historisierend gerät. Aber dennoch: Als „Bonus-Track“ zu Schobers Biografie macht die Sammlung Sinn. Warum ausgerechnet Heinz Rudolf Kunze das Vorwort schreiben musste, bleibt jedoch bei allem Respekt unklar. Erst recht, da sich „Brille“ zu der pädagogisch wertvollen Einschätzung versteigt, die Doors seien „kein Thema für Teenager“, da sie keine „kräftigende Aufbaukost“ seien, sondern etwas „zutiefst Morbides“. Richtig erkannt, Pfarrer Kunze, aber genau das wollen viele Teenager: Emotionales und sehr Intensives auf der Gegenseite der Plastikwelt. Oder wie Jim Morrison sang: „Break On Through To The Other Side“.
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