Inside Lookin‘ Out – Junior

Man kann Junior vorwerfen, nicht an das glänzende, gelackte, aerodynamische Tanzgefühl heranzureichen, das schwarze US Disco-Acts erzeugen (Vergleiche fallen mir ein mit Stevie Wonder und Michael Jackson, wegen der hohen Stimmlage und mit Kool & the Gang, wegen der Fähigkeit, einen Rhythmus vorzulegen, der es auch gesetzteren Herrschaften ermöglicht, sich auf die Tanzfläche zu wagen).

Junior (Norman Giscombe) ist ein schwarzer Engländer aus Londons Süden. Engländer pflegen großem Stil und Glamour einen lumpigen Beigeschmack zu geben, eine gewisse Billigkeit. Das und ihre Spleenigkeit zeichnen gerade diese Platte aber aus.

Junior wird produziert von Bob Carter (Ex-Linx-Produzent), mit dem er auch die Songs schreibt, die mit kleinen Versatzstücken und Spielereien aufgebaut sind. Sie sind direkt, geradeaus, mit eingängigen Refrain-Chören und Riffs, Disco-Beat Nach meinem bescheidenen Dafürhalten sind fünf von neun Songs potentielle Hits, damit gefällt mir die Platte noch besser als der Vorgänger Jl, der im letzten Jahr eine der positiven Disco-Überraschungen war. Besonders hervorzuheben sind der Ohrwurm „Tell Me“ auf Seite zwei und die gesamte erste Seite mit „Communication Breakdown“ (mit Gangsterfilm-Nachtclub-Bläsern, diesmal nicht von Earth Wind & Fire, sondern von Kool & the Gang). Wie viele Schwarze glaubt Junior noch an das Gute (im Menschen). Eine Platte mit viel Sympathie.