Interzone – Interzone

Interzone aus Berlin sind eher traditionell, denn neu. Klar sind die Texte aktuell, reflektiert Sänger/Texter Heiner Pudelko seine Kreuzberger Umwelt, zudem in deutscher Sprache. „Kompromißloser Rock’n’Roll einfühlsamer Blues und Kreuzberger Reggae“ – bietet die Pressebio als Orientierungshilfe an. Tatsächlich sind mit „Karl“ (Musik von Tom Waits), „Liebeslied“ (Text von Wondratschek) und „Blues“ drei Bluesnummern auf INTERZONE vertreten. Nur müßte angesichts der Textzeilen wie „Ich mach für dich die kleinen weichen Schweinereien. Zeig dir vorne mein nasses Messer. Und hinten mein weiches Loch* einfühlsame neu definiert werden!

Stücke wie „Glotze“, in denen die Band selbstbewußt losrockt, erinnern in ihrer selbstverständlich lockeren Art und Weise an Gruppen wie „The Shortlist“. Und hat man sich erst einmal an Pudelkos teilweise überzogenen Gesang gewöhnt, kann man „Blnw“ und „Rita & Klaus“ mehr als nur einen oberflächlichen Reiz abgewinnen. Auch wie Bläsersätze eingesetzt werden („Blues“/“Kinderlied“), zeugt von einer gesunden Handhabung überlieferter Werte. „Jobs“ erinnert mich in der Strophe vom Feeling her ungemein an Patto, einer der unkonventionellsten Bands, die die Musikszene je hervorgebracht hat. Eine seltene Assoziation. Und das „Kinderlied“ , für viele DER Aufhänger bei der Besprechung von Interzone, scheint der angesprochene Kreuzberger Reggae zu sein. Für mich eher eine eigenwillige Mischung aus karibischen/mexikanischen/südamerikanischen Traditionen. Makaber aber wahr, die Geschichte um die Familie, die ihr ganzes Geld in Drogen anlegt: „Da ist ein Loch in Papas Arm/Da fließt die Kohle rein/Und wenn das Loch verstopft ist/Dann nimmt er das am Bein …“ Hoffentlich läßt man Interzone genügend Zeit zum Reifen …