INXS :: Sydney, Entertainment Centre

Die beiden Sydney-Gigs waren seit Wochen restlos ausverkauft. Kein Wunder, denn ihre letzten Alben SWING und LISTEN LIKE THIEVES zählen bereits heute zu den Alltime-Bestsellern der australischen Musikgeschichte: Ein Jahr nach Veröffentlichung besaß statistisch jeder 50. Aussie — Babies, Rentner und Aborigines mitgerechnet —- Kopien dieser beiden Platten. Still und heimlich arbeiteten sich INXS zum Nr. 1 -Act des fünften Kontinents vor.

Die Saallichter gehen aus, obligatorische Nebelschwaden wehen über die Bühne, aus der P.A. erklingt das Synthi-Symphonik-Intro zu „Johnson’s Aeroplane“. Eigentlich hat ja jeder der 12.000 Zuschauer einen numerierten Sitzplatz, doch wie auf Kommando spurtet die gesamte Arena nach vorn; die Aufpasser ziehen sich achselzukkend zurück.

Langsam schält sich die Silhouette von Michael Hutchence aus dem blauen Dunst, der Lichtmixer enthüllt den Rest der Band, die während der ersten Nummer aber kaum den tosenden Beifall übertönen kann. Bereits eine Selbstverständlichkeit für INXS-Kenner. Die meist statisch bleibende Rhythmus-Sektion mit Jon Farriss. Garry Gary und Andrew Farriss rollt den Klangteppich aus, auf dem Lead-Gitarrist Tim Farriss und Multitalent Kirk Pengilly dann ihre melodischen Kreise ziehen.

Und last but not least Michael Hutchence, Sänger und Aushängeschild von INXS. Hutchence hängt mal schlacksig an seinem Mikroständer, fegt dann wieder leichtfüßig über die Bretter oder klettert auf den Bühnenaufbau, um an einer eigens dafür montierten Kletterstange wieder ins Zentrum zurückzusausen. Dazu kommt ein (total gegen seine schmächtige Physis sprechendes) markantes Gesangsorgan, das seine erotisierende Wirkung nicht verfehlt.

Das neue Material — „Biting Bullets“, „Shine Like It Does“, „This Time“, „What You Need“ sowie das Titelstück der jüngsten LP LISTEN LIKE THIEVES gehen runter wie Butter. Weitere Höhepunkte: „I Send A Message“ und „To Look At You“, bei dem Hutchence die vorderen Ränge mit zahllosen Nelkensträußchen beglückt. Das Publikum seinerseits geizt nicht mit Papierschlangen und Notizblocks, die auf die Band herunterschneien.

Mit einer Handvoll Klassikern legen INXS weiter zu: „Just Keep Walking“ und „Stay Young“ aus ihren frühen Jahren oder dem Overdrive-Song „Black & White“, bei dem Drummer Jon Farriss ein halbes Dutzend Drum-Sticks durchraspelt. Die erste Zugabe bringt weitere Kraftakte wie“.The One Thing“, „Melüng In The Sun“ und das schon zur INXS-Hymne avancierte „Don’t Change“, wo die gesamte Belegschaft nochmals tüchtig zulangen darf. Mit ein paar Eimern Wasser für die heisergeschrienen Ränge wird das Finale eingeläutet.

Daß sie zu den besten Funk-Pop-Bands der 80er zählen, müssen sie in ihrer Heimat Australien keinem mehr beweisen. Die restliche Welt hat da noch Nachholbedarf.