Isobel Campbell & Mark Lanegan – Ballad Of The Broken Seas

Ui, da wird der Beifall aus der Klischee-Fankurve dicke auf den ollen Brummbären und eure von Grübchen eingefaßte Niedlichkeit einprasseln: Mark Lanegan, der wettergegerbte, ausgemergelte Rassel-Baß mit den Sandpapier-Tonbändern aus der Neuen Welt, und Isobel Campbell, der schottische, mit feinstem Cord besteppte Wohnstuben-Engel mit der Erotik einer durch frisch geweißte Gardinen erscheinenden Aushilfs-Bibliothekarin („Ja. sie ist neu in der Stadt.“), nehmen gemeinsam ein ganzes Album auf. „It’s the two sides of the coin, really.“ Indeed, Miss Campbell, indeed. Das liest sich alles ein bißchen arg clever. Nach sehr Schöne. Und sehr Biest. Lee Hazlewood und Nancy Sinatra. Nick Cave und sonst noch wem. Keine Frage: Das, was sich Isobel Campbell als Liedautorin und Produzentin dieser Platte vorgenommen hat, löst Ballad Of The Broken Seas spielend ein. Sie hat in der Tradition der genannten musikalischen Vereinigung der aus Bibel bis Grimm bis Andrew Lloyd Webber hinlänglich bekannten Gegensätze zwölf stilechte, recht bezaubernde und vor allem ungeheuer voluminös tönende Ständchen zwischen Folk, Blues und einschlägigem Sixties-Pop aufgenommen, die Lanegan und ihr wie auf den Leib geschneidert sitzen. Und schon sinniert sie: Ihre Fassung von Hank Williams‘ „Ramblin“ Man“ verlange doch geradezu nach einen Soundtrack-Einsatz bei Quentin Tarantino und bringt dabei selbst den besten aller Vergleiche ins Spiel: Wie Hollywoods großartiger Zitatmaschinist und Retro-Magier Tarantino beherrscht auch Isobel Campbell die handwerklich blitzsaubere und mit allen Wassern gewaschene Adaption klassischer Pop-Muster. Nur: Auf Ballad Of The Broken Seas spielen sie und ihr ferner Compagnon zwar perfekte Rollen, aber man weiß doch von der ersten Note an: Dieses Biest, es ist nicht gefährlich, und es hat seine verhaltene Häßlichkeit in Ton und Bild längst als Chance auf dem Jahrmarkt der Absatzmöglichkeiten erkannt, statt daran zu zerbrechen. Und diese Fee, das Reh, das süße Ding – Isobel -, würde noch ganz anderen vermeintlichen Monstern einen Ring durch die Nase ziehen und mit ihm die Chaussee rauf und runter marschieren. Wenn nur einer schaut. Dieses ganze Engagement ist und bleibt klar vernehmlich und in jedem Augenblick ein Rollenspiel.

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