J.J. Cale – Travel-Log

Der Eigenbrötler aus Oklahoma weiß noch immer, was am Anfang stehen sollte: ein richtig altmodischer Song. Trotzdem verschließt er sich nicht gänzlich den modernen Produktionsmethoden und wagt schon mal ein paar Schritte in fremde Welten, was durchaus auch geographisch verstanden werden darf. So ist der erste Titel „Shang-hai’d“ ein ulkiges China-Crossover, das man eher von Queen erwartet hätte; „New Orleans“ zieht den Hut vor der Deltastadt, und „Tijuana“ erklingt als schöne Gringo-Ballade. Voll in seinem Element aber ist J. J. Cale, wenn er ebenso verhaltene wie aufregende Südstaaten-Rocker im Programm hat, die gekonnt rock-kammermusikalische Sparsamkeit kultivieren. Selbst wenn die Rhythmen stampfen, klingt alles ungeheuer laid-back, als habe jemand den Rodeo-Pferden die Hufe mit Schaumgummi umwickelt. Dazu paßt Cales mehr gesprochene und geraunte als gesungene Vokalarbeit. Insgesamt bleibt der Mann auch mit seinem neuen Album eine willkommene Ausnahmeerscheinung, zumal er mit „No Time“ und „Lean On Me“ wieder zwei potentielle Klassiker im Gepäck hat.