Jack Bruce And Friends: Clem Clempson, Billy Cobham, David Sancious – He Always Wanted To Do This

Als der alte Kämpfer lack Bruce (37) die Bühne beim Rockpalast-Festival enterte und mit dem Cream-Super-Klassiker „White Room“ sein Set begann, dachte selbst die der eingefleischeste Fan: „Oh je: Hat der denn nichts Neues zu bieten?“ Hatte er. Später am Morgen. Aber so recht anfreunden konnte man sich spontan nicht mit dem neuen Material. Vor allem nicht mit dem smarten Backing-Sing-Sang-Pärchen, das den Songs einen süßlichen, verweichlichten Touch gab. Jack Bruce goes Gospel?

Inzwischen liegt das neue Album längst vor. Und alle Welt ist schlauer. Jack Bruce singt mit sich selbst im Chor, damit ist oben angesprochenes Problem auf Vinyl nicht akut. Und (allerdings nicht nur deshalb) I’VE ALWAYS WANTED TO DO THIS ist ein guter, neuer Anfang für Jack Bruce (die letzte LP-Veröffentlichung liegt immerhin vier Jahre zurück) geworden. Es hätte ein sehr guter werden können, waren da nicht ein paar Ausrutscher, namentlich „Dancing On The Air“, ein kitschiges Funky-Stück, und „Bird Alone“, ein echter Chaos-Ausklang auf der zweiten Seite, mit (in meinen Ohren) willkürlichen Tempiwechseln und nahezu gänzlicher Auflösung der klaren, überschaubaren Ryhthmik durch Billy Cobhams Ausbruch aus dem Schema.

Vielleicht braucht der sonst eher solistisch orientierte Drummer diesen Moment von Freiheit. Denn ansonsten spielt er (wie die Ballsportler sagen) mannschaftsdienlich; eine der erfreulichsten Erfahrungen im Zusammenhang mit dieser Langspielplatte. Diese selbst auferlegte Beschränkung B.C.s ging sogar so weit, daß er mit „Wind And The Sea“ eine Komposition beisteuert, auf der er für sich selbst nur den Part eines (sehr verhaltenen) Perkussionisten vorgesehen hat. Eine schöne Nummer. Clempson „Out To Lunch“ ist ein markiger Harmonika-Blues, kantig und rauh. „Facelift 318“ eine vom Text her sehr ironische Piano-Ballade. „Hit And Tun“ mit den lyrischen Klavierzwischenpassage, „Running Back“ mit seiner Heavy-Gitarren-Akkordik wie auch „Livin Without Ja“ (Ja bedeutet nicht Jamaika!) sind die mehr oder minder straighten Rocker mit Bruces so typischem, trockenem, swingendem Baß und seiner imposanten, eigenartigen leicht identifizierbaren Stimme in der Tradition der Alben SONGS FOR A TAYLOR bis HOW’S TRICKS.

Worauf sich übrigens der Titel des Albums, frei übersetzt etwa „was ich schon immer mal tun wollte“ bezieht, kann nur erahnt werden. Auf dem kitschig coloriertem Cover schwebt eine (Jung?-) Frau über einer weinroten Couch…