Jackie-O Motherfucker – Flags Of The Sacred Harp

Flags Of The Sacred Harp ist eine Platte der langen, langen Wege, im doppelten Sinn sogar. Ein Teil der neuen Jackie-O-Motherfucker-Stücke verdankt sich Einträgen aus dem Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlichten Liederbuch „The Sacred Harp“, einer Sammlung von Songs, die von Generation zu Generation weitergereicht und oft a cappella vorgetragen wurden. Hier tauchen diese Lieder schemenhaft wieder auf, in weitläufige Drone-Arrangements und freie Folk-Collagen gesetzt, ein bißchen so, als hätte man sie in Raum und Zeit geworfen, ohne Anfang und Ende. 15-Minuten-Tracks werden Grateful-Dead-Adepten kaum ein Wimpernzucken entlocken, dem Gros der Popgemeinde muß man solch ein Album aber erst einmal schmackhaft machen. Das Musikerkollektiv aus Portland veröffentlicht seit über zehn Jahren Alben mit hochpersönlichen Experimenten im Spannungsfeld von Blues und Noise, Mutationen von Folk und Gospel oder, um es anders zu sagen: Bei Jackie-O kommen die Field Recordings auf die Schlachtbank. Gitarrenfeedback kann dann schon mal an einen Platz treten, wo eben noch wunderschöne Vokal-Arrangements standen. Es sind mehr Liedbilder, epische Anordnungen mit Zentrum und Assoziationen, als richtiggehende Lieder. Den Aufnahmen haftet schon ein religiöser Ernst an. die Messe dauert 70 Minuten. Du weißt, allein der Glaube verleiht dir Flügel. Wer mitmacht, gewinnt vielleicht eine Bewußtseinsvertiefung de Luxe.

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