Jackson Browne, Essen, Grugahalle

Die Eagles haben das Zeitliche gesegnet. Die Byrds laufen unter hochdotierter Antiquität. Crosby, Stills and Nash sind gelegentlich in it for the money. Und Jackson Browne? Der letzte Mohikaner einer anscheinend ausgestorbenen Spezies namens „Westcoast“ geht nach zwei Jahren erneut auf Tour. Einer muß die Fahne hochhalten.

Nicht unbedingt einfach für jemanden, der wenig Publicity-trächtige Eskapaden liefert und sich verdammt wenig um „in“ und „out“ kümmert. Aber der Mann mit dem Forever young-Gesicht und seinem verschmitzt amerikanischen Vorstadt-Charme läßt keine Zweifel aufkommen: Hier stellt sich nicht die Frage, ob er mittlerweile oui of fashion ist. Browne bleibt Browne. Das wissen die Leute. Aus diesem Grund sind sie gekommen. Sie wissen, daß er die Unfähigkeit besitzt, sie zu enttäuschen.

Nicht etwa ausgediente Alt-Hippies finden sich zu einem Klassentreffen zusammen. Das natürlich auch. Nein, auch 12-—17jährige sind gekommen. Traut man mittlerweile Männern weit über 30, die die Heiligsprechung schon hinter sich haben?

Die Zeichen der Zeit sind auch am eingeschworenen Westcoastler Jackson Browne nicht spurlos vorübergegangen. Vernehmlich politisch ambitionierte Songs wie z. B. „Soldier Of Plenty“ oder „Lives In The Balance“ verpaßt er ein Synthi-Pop-Gewand. Eine Multimedia-Diashow untermalt das Ganze zusätzlich recht effektvoll mit beeindruckenden Bildern.

Die Neuzeitklänge halten sich dann aber doch in Grenzen. Ansonsten setzen Jackson Browne und seine Fünf-Mann-Band auf Bewährtes. Verträumt melancholische Momente gehen Hand in Hand mit kraftvollem Gitarrensound und sinnlichen Harmony-Vocals. Was hat der Mann nur für unsterbliche Klassiker geschrieben: „Crow On The Gradier“, „For Everyman“, „Running On Empty“, „Rosie“, „The Load-Out“. „The Pretender“ … Die Melodien strömen im Überfluß. Das ist Musik, die Hausputz im Seelenleben hält. Klar strukturiert, harmonisch, ohne überflüssige Ballaststoffe.