James Carter – Carterian Fashion
James Carter ist ebenso umstritten wie retro. Weil der 30-jährige Saxophonist immer wieder gerne mal als legitimer Nachfahre John Coltranes gehandelt wird um ehrlich zu sein, als einer von 1000 legitimen Nachfahren John Coltranes. Und weil Carter sich hörbar gefällt im genüßlichen, präzisen und technisch brillanten Sezieren von Bebop-Standards. CARTERIAN FASHION, das fünfte Album des Wahl-New-Yorkers, ist auch retro. Denn das, was diese Platte zusammenhält, ist die Hammondorgel, die in allen zehn Stücken mehr oder weniger präsent ist. Und sie klingt hemmungslos retro – nicht nur im jazzigen, sondern auch im rockistischen Sinn, im Sinne von Easy Listening, von Booker T. & The MG’s.von billigen Agentenfilmen aus den 60er Jahren. Ob Carter seine virtuose Selbstbefriedigung als Blues „Down ToThe River“ tarnt, ob er hemmungslos swingt („Lianmo“), zu (viel zu seltenen) Free-Ausbrüchen („Skull Grabbin'“) neigt oder das Tenorsaxophon zu extatischen Höhen aufschwingt wie weiland Pharoah Sanders („Trouble In The World“) – immer ist es die Hammondorgel, die mal begleitend, mal dominierend, mal zurückhaltend, mal aufdringlich dem Sound des Saxophon-Heroen seinen Stempel aufdrückt. Und das unterscheidet die Musik Carters von der der 999 anderen legitimen Nachfahren John Coltranes.
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