James – Getting Away With It… Live
New Wave rauschte vorbei, und Maggie Thatcher hatte bereits ihre phantastische Betonfrisur samt ebensolcher Ansichten. Madchester und Rave waren noch nicht einmal Quark im Kühlschrank, man schrieb das Jahr 1983, und James kamen langsam ins Rollen. Zum einen, weil Morrissey den Musikern großzügig Lob spendierte und die Formation um Sänger Tim Booth als „beste Band der Welt“ apostrophierte; zum anderen, weil James für The Smiths das Vorprogramm spielten – und The Smiths waren seinerzeit tatsächlich die beste Band der Welt. Wo James waren, war aber mindestens genauso oft unten wie oben: Ende der Achtziger stellten sich die Musiker als Versuchskaninchen für noch nicht zugelassene Medikamente zur Verfügung. Sie waren nicht mehr ganz jung und brauchten das Geld – um ihr Album ONE MAN CLAPPING zu finanzieren. In den neunziger Jahren liefs besser: SEVEN und WAH WAH waren poppige Zuckerbackereien mit Pathos-Sahnehäubchen, die Singles kamen zuverlässig in die Top Forty. So richtig groß wurde die mitunter großartige Band allerdings nie, und so verkündete Mastermind Tim Booth im vergangenen Jahr, dass Sense sei. GETTING AWAY WITH IT … LIVE dokumentiert nun das rauschende Abschiedsfest, auf dem James in ihrer Heimatstadt Manchester das Soundfeld nochmal von hinten aufrollten: frühe Lieder, mittlere Hits, späte Songs. Üppig instrumentiert, mit offensiven Melodielinien und duften Hooklines gehen James zu Werke, und Tim Booth singt dabei noch einmal so exaltiert wie eine offene Hose. Grandios der Pop-Gehalt von „Sound“, süß-säuselnd die Vocals in „Laid“. Maggie Thatcher lebt immer noch. James sind passe. Hart ist der Welten Lauf und oft ungerecht das Leben.
www.jamestheband.com
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