James

Girl At The End Of The World

BMG Rights Management/Rough Trade

Die Überlebenden aus Madchester spielen ihren zynisch-romantischen Britpop wieder elektronischer.

Die Altherren-Britpopper aus Manches­ter genießen gerade das Ende ihres ewigen Phlegmas als One-Hit-Wonder. Jahrelang galten James als die mit „Sit Down“, dem Hinsetz-Feger für die Indie-Disco. Doch zuletzt setzte der – viel bessere – Song „Laid“ zu einem späten Höhenflug an. Das wundervoll komponierte Kitchen-Sink-Sex-Drama wurde von den Palma Violets und The Pains Of Being Pure At Heart gecovert – und somit von der Indie-Jugend geadelt.

Klug wäre gewesen, James hätten nun eine schnoddrige Gitarrenplatte auf den Markt geworfen. Aber James sind eine komische Band, die manchmal Dinge tut, mit denen man nicht rechnet. GIRL AT THE END OF THE WORLD ist daher ein elektronisches Album geworden, das elektronischste seit WAH WAH, der experimentellen Kooperation mit Brian Eno vor 22 Jahren. Doch diese neuen Songs brauchen dieses Gerüst.

James können absoluten Wohlklang-Pop produzieren. Vor allem Sänger Tim Booth läuft dann zur Hochform auf, Alben wie LAID (1993) oder PLEASED TO MEET YOU (2001) sind hier die Gradmesser. Aber James können eben auch kratzen und ätzen. Der Humor spielt seit jeher eine große Rolle, und wenn die Briten Bitterkeit vertonen, dann so richtig. Stücke wie „Bitch“ und „Waking“ hört man sich vielleicht nur einmal an – fühlt sich aber blendend unterhalten.

Nachhaltiger sind die hübschen Zynismen: „Dear John“ beschreibt eine hundsgemeine Art, Schluss zu machen. Die Single „To My Surprise“ formuliert im Refrain die Frage „Were you just born an arsehole?“ – und wird in England trotzdem bei der BBC gespielt. Ein Hit zum Trotz. Glückwunsch, James.