Japan – Tindrum

Ob der Vorsitzende Mao wohl je begriffen hätte, was er auf dem kahlen Stilleben für eine Covergrafik zu suchen hat? Noch dazu für eine Band, die sich Japan nennt, die jedoch die Geheimnisse der Reduzierung lieber im chinesischen Kulturkreis sucht? Wohl kaum. Wer sich hierzulande mit Japans leisem Manifest anfreunden will, muß eine Menge Ballast abwerfen. Unter der trügerischen Oberfläche gepflegter Langeweile geschieht für sensible Ohren immerhin einiges. Bizarre Arrangements müssen nicht immer aufdringlich und scharfzackig ausfallen. Es geht auch mit zart aber sicher plazierten Tönen und zürckhaltenden Resonanzen in fernöstlichen Klangfarben. Dave Sylvian (wenn man bedenkt, welche Rotznase das mal war) singt introvertiert neben den locker gezimmerten Songstützen in sich hinein: einsame Eleganz eines ernsthaften Dandies. Die gern zitierte Ähnlichkeit mit Bryan Ferry kann sich nur auf irgendwelche äußeren Posten beziehen, vielleicht auch aufs Leiden. Mich erinnern Daves Stimme und Phrasierung nach wie vor an einen ganz jungen Ian Anderson, nur daß der sich damals vor einen altertümlichen Background stellte.

Tin Drum lebt von Elektronik, Experimenten und Exotik, klingt jedoch weder schräg, provozierend noch gewollt ethnisch. Die Dosierung ist vorsichtig. Was daraus entstanden ist, kann man getrost als geschmackvolle Komposition bezeichnen. Nur fehlt dem Album an einigen Stellen die fesselnde Dramaturgie, die in diese Tempelstimmung noch ein wenig geheimnisvollen Reiz einbringen würde. Wie bei „Sons Of Pioneers* zum Beispiel.