Japan

Von der britischen Presse spöttisch als spät-elitäre Antwort auf die New York Dolls abgewatscht, steckte in dem Quintett aus dem rauhen Londoner Vorort Lewisham

doch mehr als nur ein allzu früh eingeleitetes Glam-Rock-Revival. Im Punk-Geburtsjahr 1977 lotete die Androgynen-Patrouille zuerst Soul, Funk und Disco, dann Dub-Reggae aus, bevor das platinblonde Alphatier David Sylvian die Zeichen der Zeit erkannte: Umgerüstet auf Sequenzer und Rhythmusbox, mutierten Japan zu unterkühlten Prototypen der aufkeimenden New-Romantic-Szene. Aus jener Periode stammen sieben naivreizvolle Videoclips der Prä-MTV-Ära, die the very best of eröffnen. Ein letztes Mal präsentiert Sylvian seine sexy-rauchigen Vokalmanierismen im von Giorgio Moroder produzierten „Life In Tokyo“, bevor er sich zu einer Art entrückter Bryan-Ferry-Neffe verwandelte. „Nightporter“ zitiert den gleichnamigen Film von Liliana Cavani im Dreivierteltakt, dasSmokey-Robinson-Cover „I Second That Emotion“ verströmt eisiges Soul-Flair, und die Titelsongs der Ubergangsalben QUIET LIFE undGENTLEMEN TAKE POLAROIDS beackern solide das noch ungepflügte Fetd des verfeinerten Synthie-Pops. Im zweiten Teil der DVD ohne Extras findet sich der vor zwei Jahrzehnten schon mal im VHS-Format aufgelegte Konzertmitschnitt oil on canvas, aufgezeichnet 1983 im Londoner Hammersmith Odeon. Ein vorwiegend mit statischer Kamera und ebensolchem Schnitt eingefangener Repertoireauszug des finalen Gruppenwerks tin DRUM im bezaubernd fernöstlichen Soundzuschnitt. Von erstaunlicher visueller Kraft und eindrucksvoll zeitlos vor allem wegen Mick Karns nervösen Fretless-Bafi-Attacken.

www.davidsylvian.com