Jazz
Trompeter Lester Bowies ALL THE MAGIC (ECM 1246/47) ist ein reichlich krank konzipiertes Doppelalum: Zwei Seiten präsentieren ein Bowie-Ensemble mit Sängern, zwei Seiten einen Lester ohne Begleitung, wo Bowie mit düsterer Trompete ins Innere eines Flügels bläst, so daß die Obertöne gespenstisch mitklingen.
Zugegeben, ein interessanter Effekt, aber nicht unbedingt der Stoff, aus dem man Jazz macht… und Bowie ist – vielleicht mehr als die meisten modernen Improvisierer – definitiv ein Jazz-Musiker.
Die Nummern mit Gruppe kranken am anderen Extrem; man versucht, zu viele Stile in zu kurzer Zeit abzuhaken: Das Programm reicht von einer kaputten Version vojn „Let The Good Times Roll“ bis zu Albert Aylers „Ghosts“; mit dem Resultat, daß die exzellenten Instrumentalisten nicht den Solo-Freiraum bekommen, den sie benötigten.
Bowies Ex-Frau, die Soul-Sängerin Fontella Bass, beeindruckt mit „For ljouie“, einer gesungenen Louis Armstrong-Biographie, So gut Miss Bass auch ist, sie wird vom anderen Sänger der Band noch übertroffen: David Peaston hat eine Stimme, die zu seiner kolossalen Statur paßt. Peastons großer Auftritt, die schöne Ballade „Everything Must Change“, ist mit Abstand das Highlight: eine sechs-Sterne-Nummer, die auf einer weitgehend ziellosen Platte untergeht. (3) Dave Holland ist als virtuoser Bassist in den Gruppen von Miles Davis, fern Rivers und Anthony Braxton wohlbekannt. Auf LIVE CYCLE (ECM 1238) steigt er – mit begeisternden Resultaten – auf sein „Zweif-Instrument um: das Cello.
Er verzichtet völlig auf die schokoladige Sentimentalität des anderen ECM-Celhsten David Darling; Hollands Songs verbinden erdige, robuste Musikalität mit Geschicklichkeit und Präzision.
Das Titel-Stück, eine fünfteilige Suite, die die ganze erste Seite einnimmt, ist ein Meisterwerk, das Elemente von Jazz, Folk und klassischen Traditionen in sich vereint. Lob zollen muß man auch Signe Mählers Fotos, die exakt die Stimmung der Musik treffen. (6)
Ein paar Alben von jungen deutschen Musikern: „THOMAS BRENDGENS‘ MIND AND BODY ENSEMBLE“ (H’Art musik-vertrieb gmbh, achellingstr. 15, 4630 Bochum 1) deckt die meisten Stil-Bereiche zwischen Mainstream und Jazz-Rock gekonnt ab; besonders das Gitarrenspiel seines Leiters klingt vielversprechend, ebenso wie Rainer Winterschladens Arbeit an der Trompete. Ich mag die Art dieser Gruppe, hart zu spielen ohne aufdringlich zu werden – ein weit verbreitetes Übel als Spätfolge des Mahavishnu Orchestras. Nur die Rhythmus-Gruppe muß noch dieselbe Sicherheit entwickeln me die Front-Line.
CLIPS (kein Label, keine Nummer) ist ein privat produziertes Album von Thomas Stabenow und Freunden, das den Vertrieb durch 3m größeres Label verdient. Stabenow ist ein guter Bassist, der ein paar starke Nummern für Quartett und Frio geschrieben hat. „P.S.I.“, das srste Stück, klingt wie eine Antwort auf Miles Davis‘ „E.S.P.“ – die Trompete von Johannes Faber klingt romantisch und mysteriös, die Band hinter ihm spielt mit großer Zurückhaltung und viel Geschmack.
Stabenows Nummern nehmen unerwartete Wendungen: Sein Ausdruck ist nicht der allermodernste [die frühen 60er sind offenbar seine Lieblmgs-Penode), aber er gibt allem seine persönliche Note. Man hat das Gefühl, das hier alles mit Verstand und einem Sinn für Stil gemacht st.
Eine Band namens Ein Jahr Garantie hat vielleicht mehr kommerzielles Potential, auch wenn sie, musikalisch gesprochen, schlechter ist. Das Album der Gruppe. HOCH/TIEF [Aufruhr Records 670000), ist eine Tanz-Platte mit Jazz-Elementen, ein bißchen wie eingedeutschte Pigbag vielleicht. Aber wenn’s um die Sorte Groove geht, hör ich lieber Peter Heins Family Five. Brendgens/Ein Jahr Garantie: 3 Strabenow: (5)
Arrangeur GU Evans ist einer von den anbetungswürdigen Alten, denen jeder Jazz-Kritiker die Füße küssen muß. Gil verdient unsere Achtung schon allein für seine Ausdauer. Wo andere seines Alters längst in Semlität verfallen sind, hat er sich angestrengt, zeitgemäß zu bleiben.
Trotzdem gehört sein neuestes Album PRIESTESS(Antilles AN 1010) nicht zu seinen besten, daran ändert auch die Star-Besetzung inklusive George Adams, Arthur Blythe und David Sambom an den Saxophonen nichts.
Das beste Stück ist das letzte, eine freie und einfallsreiche Bearbeitung der Charles Mingus-Nummer „Orange Was The Colour Of Her Dress, Then Silk Blue“, aber wieder ist es der Solist, der am angenehmsten auffällt – diesmal Georg Adams in bluesiger Hochform. (4)
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