Jazztime
Schelmenroman zwischen Jazz und Great Depression.
Henry Smart. Anfang 20, Auftragskiller der IRA, ist nach Amerika geflüchtet; er hat es satt, zu töten. Zudem sitzen ihm die Agenten Ihrer Majestät arg im Nacken. Mit seinem Helden Henry Smart verläßt auch Roddy Doyle als Autor zum ersten Mal seine irische Heimat, und er macht sein Ding hervorragend. Der Autor der „Commitments ist wie stets ein Meister der schnellen, präzisen Dialoge, die er wie Tänze choreographiert. Und Doyle weiß die Vereinigten Staaten der Depression, der Prohibition, der knallharten Kriminalität eindrucksvoll zu schildern. Henry möchte Amerika erobern und damit auch seine Vergangenheit hinter sich lassen. Zum ersten Mal scheint ihm das nach Zwischenstationen in New York und der Provinz in Chicago zu glücken, denn dort hört er Louis Armstrong. Sie freunden sich an. Smart hat das Gefühl, kein Ire mehr zu sein, sondern US-Amerikaner. Armstrongs Musik verkörpert für ihn die Utopie eines neuen freien Lebens ohne Rassenschranken und den Makel der Herkunft. Das kann auf Dauer selbstverständlich nicht gutgehen. Denn mit .Jazztime“ hat Roddy Doyle einen klassischen Schelmenroman geschrieben. Sein Held Henry Smart ist einerseits Pragmatiker, einer, derdie ökonomischen Chancen der Zeit erkennt und auszunützen gewillt ist. andererseits aber auch einer, der von einem Leben jenseits von all dem träumt. Mögen sich diese Wunschvorstellungen auch zerschlagen, die Kraft der Musik, hier die des Jazz im Amerika der 20er Jahre [grandios beschrieben!, ist Treibstoff des Lebens. Doyles Roman ist fetter, mitreißender Lesestoff, auch wenn er das Ganze hier und da ein gehöriges bißchen überorchestriert. Mit der Botschaft (auch wenn das bei einem Roman nicht wünschenswert erscheint!: Laßt uns trinken, rauchen, hören und auch lesen, was ledern von uns gefällt! Der Staat sei außen vor. Da soll er bleiben und sich zum Teufel scheren. – ..Oh. play your thing‘.
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